Asbest bedroht Stockumer

Kategorie: Umwelt Archiv Veröffentlicht: Samstag, 25. August 2012 Geschrieben von Romeo Frey
Für Romeo Frey ist es ein ungeheuerlicher Vorgang, der sich beim Abriss der Wellershoffhallen abspielt.
Für Romeo Frey ist es ein ungeheuerlicher Vorgang, der sich beim Abriss der Wellershoffhallen abspielt.

AWO-Kindertagesstätte direkt neben Abriss von Asbestzementplatten

Von Romeo Frey – Sprecher im Vorstand von AUF Witten

Stockum wächst, zum Beispiel wurden am Rosenthalring zwei Mehrfamilienhäuser und sieben Doppelhäuser gebaut. Zwei weitere Mehrfamilienhäuser mit zehn exklusiven Eigentumswohnungen sollen folgen. „Es ist schön hier, so ordentlich und ruhig“, schreibt die WAZ vom 16.8.12. Wenn nicht ein handfester Umweltskandal diese Idylle trüben würde.

Wo neu gebaut werden soll, müssen die ehemaligen Wellershoff-Hallen abgerissen werden, gedeckt mit schätzungsweise 1.800 Quadratmetern Zement-Asbest-Platten. Die Hälfte ist schon weg, die andere Hälfte soll Ende des Jahres folgen.

Anwohner reagierten sofort

Arbeit mit Schutzkleidung?
Arbeit mit Schutzkleidung?

Eine Anwohnerin, die den Abriss direkt aus ihrer Wohnung beobachten, fotografieren und filmen konnte, wandte sich an die Stadt Witten. Sie musste zu Ihrem Entsetzen beobachten, dass die Abbruchfirma ohne erkennbare Schutzmaßnahmen weder für die Arbeiter noch die Umwelt, die Platten abbrachen, vom Dach in Container warfen. Den Geräuschen und der Staubentwicklung nach zu schließen, wurden sie anschließend in der Halle zerkleinert.

Die „Kontrollen“ der Stadtverwaltung

Nach mehreren Kontrollen durch den Fachbereich teilte die Stadtverwaltung der Anwohnerin mit, es hätten sich keine Anhaltspunkte für Verstöße ergeben.

Sie wandte sich darauf an AUF Witten. Wir stellten dazu bis jetzt zwei Anfragen. Aus den Antworten des Bürgermeistervertreters Schweppe und der Bürgermeisterin wird folgendes ersichtlich:

Offene Fragen

Wohin mit den Asbest-Platten? Sie wurden vom Dach in die Halle geworfen!
Wohin mit den Asbest-Platten? Sie wurden vom Dach in die Halle geworfen!

Nachdem sich die Anwohnerin an die staatliche Umweltbehörde der Bezirksregierung in Arnsberg gewandt hatte, wurde ihr von dem zuständigen Sachbearbeiter mitgeteilt:

„Falls weiterhin Dachplatten in der von Ihnen beschriebenen Art und Weise zerbrochen werden, auch nach "Dienstschluss" der Behörden, steht Ihnen frei, über die Polizei Strafanzeige wegen Umweltgefährdung und Gesundheitsgefährdung Dritter zu stellen.“

Da stellt sich doch die Frage, wozu es eigentlich das ganze System der Aufsicht und Behörden gibt, wenn am Ende den schwarzen Peter doch der Anwohner hat?

Einer Zweiten Frage, die von AUF Witten gestellt wurde, wird ebenso ausgewichen, nämlich wie es kommt, dass immer gerade dann kontrolliert worden ist, wenn keine Personen vor Ort sind und keine Firma tätig ist?

Das sieht wie ein dummer Zufall aus. Aber bei einer abzubrechenden Fläche ab 100 m2 gilt als Bedingung für die Abbruchgenehmigung, dass ein Arbeitsplan erstellt werden muss. Dieser muss auf die Vorgehensweise und Arbeitstechniken bei der Entfernung von Asbest und asbesthaltigen Materialien eingehen (und) Angaben zur persönlichen Schutzausrüstung enthalten ... Er enthält auch die genauen Uhrzeiten, wann und an welchen Tagen gearbeitet werden soll (TRGS 519 S. 10).

Die Verbindlichkeit und Gültigkeit der Technischen Regel für GefahrStoffe 519 (Asbest) ist der Bürgermeisterin laut Ihrer Antwort an AUF Witten bekannt. Und doch kommt sie als Schlusssatz zu dem erstaunlichen Ergebnis: „eine Gesundheitsgefährdung der Anwohner hat zu keinem Zeitpunkt bestanden.“

Das darf nicht das letzte Wort in dieser Angelegenheit sein. Wenn solch gravierende Verdachtsmomente vorgebracht werden, müssen Luftproben genommen und auf Asbest untersucht werden, sind strafrechtliche Ermittlungen anhand der vorliegenden Fotobeweise in Gang zu setzen und die von uns gestellten offenen Fragen ehrlich zu beantworten.

Der noch ausstehende zweite Abriss darf nicht so ablaufen wie dieses Mal. Höchste Wachsamkeit ist angebracht!

Witten im AUFbruch 3/2012

Dokumentation zum Asbestskandal in Witten Stockum