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AUF Witten fordert auch weiterhin eine Begrünung des Kornmarktes ohne Bebauung

Veröffentlicht: Sonntag, 16. Juni 2024 Geschrieben von AUF Witten

Liebe Leserinnen und Leser!

Wozu dient ein Bürgerantrag nach § 24 Gemeindeordnung? Im Gesetz steht, dass sich jeder mit Anregungen und Beschwerden an den Rat der Stadt wenden kann und er Anrecht auf einen Bescheid hat, wie das angesprochene Thema erledigt wurde.

Das wollten wir von der Initiative für einen grünen Kornmarkt ohne Bebauung genauer wissen und haben einen Bürgerantrag gestellt.

In zwei Ausschüssen des Rates konnte Romeo Frey den Antrag mündlich vorstellen und begründen.

Zu erwarten wäre eine intensive Wiederaufnahme der Debatte um den Kornmarkt. Es hat sich ja einiges verändert seit dem Bebauungsbeschluss.

Sowohl die Initiative ist neu, den Kornmarkt mithilfe ehrenamtlicher Tätigkeiten umzugestalten. Neu ist auch die Tatsache, dass bisherige Bauinvestoren abgesprungen sind, wohl weil das Projekt sich nicht rechnet. Neu ist auch die Entwicklung der Klimakatastrophe mit in Gang gesetzten weltweiten Selbstzerstörungsprozessen. Das ist Schrittmacher für die unwiderrufliche Zerstörung der gesamten Biosphäre am Ende einer ungebremsten Entwicklung. Neu ist die bisher folgenlose Selbstverpflichtung des Rates, den Klimaschutz bei jeder Entscheidung zu berücksichtigen. Neu ist auch, dass wegen der Dramatik der Entwicklung keine halben Sachen gemacht werden dürfen wie Teilbebauung des Kornmarkts etc.

Diese neuen Argumente erfordern eine sachkundige und intensive Beschäftigung seitens des Rates und eine Bereitschaft zum Umdenken.

Wie aus meinem Brief an den Bürgermeister hervorgeht, fehlt es offensichtlich an beidem. Damit wollen wir uns aber nicht abfinden.

Lesen Sie selbst, Sie können uns auch gerne antworten, jede Rückmeldung zählt und stärkt das Projekt!

AUF Witten dokumentiert nachfolgend die Rede von Romeo Frey im Ausschuss für Stadtentwicklung, Umwelt und Klima:

Herr Vorsitzender, sehr verehrte Damen und Herren Ratsmitglieder,

vielen Dank für die Gelegenheit, unseren Bürgerantrag zur grünen Umgestaltung des Kornmarkts vorzustellen. Vielen Dank auch an die Besucher, dass sie sich die Zeit für dieses Anliegen genommen haben.

Der Antrag liegt Ihnen ja vor, ebenso die ausführliche Begründung.

Ich möchte deshalb meine Redezeit nutzen, auf den Ernst der Lage hinzuweisen. Monat für Monat erfährt man, dass es der wärmste Monat seit Beginn der Wetteraufzeichnungen gewesen ist. Extremereignisse wie Starkregen oder Dürreperioden, die bisher alle hundert Jahre mal registriert wurden, häufen sich, nehmen in ihrer Zerstörungskraft zu und wo sie auftreten, ist dem Zufall überlassen. Es kann praktisch jeden treffen.

Dabei ist das erst der Anfang. Das Klima erweist sich dabei als Schrittmacher weiterer Selbstzerstörungsprozesse der gesamten Biosphäre. Das hat letztlich das Potential, dass auf dieser Erde kein Mensch mehr leben kann.

Deshalb ist jeder Mensch, jede Kommune, jedes Land, herausgefordert, alles in seiner Macht Stehende zu tun. Doch bisher ist der Ratsbeschluss zum Klimaschutz vom 2.7.2019 nur ein Lippenbekenntnis geblieben, vor allem was den Kornmarkt betrifft.

Seit nunmehr 25 Jahren könnte der Kornmarkt zur Stabilisierung des innerstädtischen Klimas und Reduzierung der Feinstaubbelastung beitragen. Stattdessen ist er als versiegelter Parkplatz selbst ein Umweltproblem. Auch die vorgesehene Bebauung nur der Hälfte des Platzes würde daran nichts Wesentliches ändern.

Je größer ein mit Bäumen bepflanztes Areal ist, desto eher kann sich dort ein stabiles Ökosystem entwickeln. Es braucht dazu keineswegs eine kostenaufwändige Parkanlage. Der ohnehin nicht sehr große Kornmarkt sollte deshalb in Gänze zur Umgestaltung zur Verfügung stehen. Das hätte auch den Vorteil, dass es keine Abhängigkeiten von Entscheidungen von Investoren gibt.

Außerdem hat die Stadt noch einiges gut zu machen. Die rund 220 gefällten, im Schnitt 80-jährigen Bäume allein an der Pferdebachstraße repräsentieren 17.600 Baumjahre. Nachgepflanzt wurden schätzungsweise weniger als 5 Prozent.

Zum Schluss möchte ich die Überlegungen, die unserem Antrag zugrunde liegen, in 3 Punkten zusammenfassen:

1. Die Umweltpolitik darf nicht davon bestimmt werden, ob Investoren ihr Kapital gewinnbringend einsetzen können. Der Verkauf des Tafelsilbers ist ein völlig untaugliches Mittel zur Sanierung der Finanzen der Stadt.

2. Die Wittener wurden offiziell bisher nur über verschiedene Varianten einer Bebauung befragt. Demgegenüber war das Echo in der Bevölkerung bis zum heutigen Tage durchweg positiv, seit sich AUF Witten 2010 zum ersten Mal öffentlich für eine Begrünung des Kornmarkts und gegen eine Bebauung ausgesprochen hat.

3. Die Richtlinie der „Strukturellen Nichterfüllung aller Bürgerwünsche“, die der damalige Baudezernent Dr. Markus Bradtke in einer Vorlage zum Kornmarkt vom 5.11.2010 entwickelt hat, ignoriert nicht nur die Bürgerwünsche. Sie ignoriert auch die Bereitschaft von vielen Menschen, selbst und ehrenamtlich anzupacken. Das gilt nicht erst, wenn die Katastrophe bereits ausgebrochen ist, sondern zur Verbesserung der Lebensqualität.

Die Bebauung des Kornmarkts ist kein unverrückbares Dogma! Alles spricht für unseren Bürgerantrag und gegen eine Bebauung in welcher Variante auch immer. Nach den vielen Jahren der Untätigkeit, geht es schlicht und einfach darum, endlich das fürs Klima in der Innenstadt und gegen die Feinstaubbelastung zu tun, was nötig, aber auch möglich ist.

Auf die Eigeninitiative und Selbstlosigkeit der Menschen zu setzen, ist kein völlig neuer Gedanke. In der Kornmarktdebatte aber schon.

Er würde nicht nur gut zu unserer heutigen angespannten Zeit passen, sondern auch zu dem umweltpolitischen Beschluss, den der Rat vor 5 Jahren selbst gefasst hat.

Wie ließ Johann Wolfgang von Goethe seinen Faust deklamieren? „Der Worte sind genug gewechselt, nun lasst mich auch endlich Taten sehen.“

 

 

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