101 Jahre Rote Ruhrarmee: "Im Kampfe für die Freiheit gefallen - Das Leben nahmen sie, aber nicht den Geist!"
Trotz regnerischen und stürmischen Wetter folgten über 25 Teilnehmer dem Aufruf zum Gedenken zu 101 Jahre Rote-Ruhr-Armee und Märzkämpfe am 13.3. in Witten. Eine würdige Feier am Gedenkstein der Rotarmisten mit der Aufschrift "Im Kampfe für die Freiheit gefallen - Das Leben nahmen sie, aber nicht den Geist!". Nach einer kurzen Einleitung von Romeo Frey von AUF Witten hielt Achim Czylwick, ehemaliger Stadtrat von AUF Witten und jetziger Direktkandidat der Internationalistischen Liste/MLPD zur Bundestagswahl die Gedenkrede. Wir dokumentieren nachfolgend die Gedenkrede:
Liebe Freunde, liebe Genossinnen und Genossen,
es ist ja schon zur guten Tradition geworden, im März auf diesem Friedhof in Heven, dem heldenhaften Kampf der Rote Ruhrarmee zu gedenken.
Wir tun das am Grabe von revolutionären Kämpfern hier in Witten.
Dieses unser Gedenken hat vor allen zwei Ziele – dass das in Erinnerung bleibt und um daraus zu lernen.
Die Rote Ruhrarmee verhinderte den ersten Versuch einer faschistischen Machtergreifung in Deutschland.
In Berlin hatten die faschistischen Kräfte am 13. März 1920 um den Vorstandsvorsitzenden der Dresdner Bank, Wolfgang Kapp und dem General Lüttwitz geputscht.
Der sozialdemokratische Reichsminister Gustav Noske hatte sich geweigert, die Reichswehr gegen die Putschisten aufmarschieren zu lassen und hat so erst den Putsch ermöglicht.
Die SPD Regierung floh nach Stuttgart.
Der Generalstreik gegen diesen Putsch, den nun auch die SPD ausrufen musste, um nach dem Verhalten von Noske nicht unglaubwürdig zu werden, begann noch am gleichen Tag mit 300.000 Männern und Frauen im Ruhrgebiet.
Am folgenden Tag rief ein breites Bündnis aus KPD, der USPD und SPD-Gruppen zum bewaffneten Widerstand gegen die Putschisten auf.
In Witten kam es in den Tagen zu großen Demonstrationen. Es wurden bewaffnete Kompanien und ein Arbeiterrat gebildet.
„Nicht betteln, nicht bitten, nur mutig gestritten. Nicht kämpft sich schlecht für Freiheit und Recht“, heißt es auf dem Grabstein des 21jährigen, der hier Ende April 1920 beigesetzt wurde.
Die Faschisten erlitten eine Niederlage, aber danach verriet die SPD die Kämpfer an der Ruhr.
Denn die Losung der Roten Ruhrarmee war, wie es auf einem Flugblatt vom 20.3.1920 hieß, weitergehend:
„Wir kämpfen nur für die Ideale, die die der ganzen Menschheit sein müssten, ein freies Volk auf freiem Grund.“
Gegen die Putschisten wollte der SPD Mann Noske keine Reichswehr einsetzen, gegen die Arbeit schon, um sie zu entwaffnen. Und um drei Jahre nach der erfolgreichen Oktoberrevolution jede weitere revolutionäre Entwicklung im Kein zu ersticken.
Bis heute sind die tatsächlichen Opferzahlen des weißen Terrors gegen die Arbeiter bewusst nicht ermittelt.
Wir gedenken gerade deswegen diesen Himmelsstürmern und Freiheitskämpfern des März 1920, die unter Preisgabe ihres Lebens gegen den ersten faschistischen Putsch in Deutschland siegreich antraten.
Und wir Gedenken, weil historische Tatsachen und ihre Auswertung immer auch eine Anleitung zum Handeln für die Lehren und Schlussfolgerungen für heute und die Zukunft sind.
Wir erleben heute eine Renaissance völkischer und faschistischer Ideologien, das nicht nur in Gestalt der AfD, sondern auch als Teil der Regierungsmethoden wie u.a .in Ungarn oder Polen.
Wenn die EU und die Nato vom Recht sprechen, politische Gegner gezielt zu töten, wenn jeder berechtigte Widerstand als Terrorismus bezeichnet wird, dann verkörpert das, dass die Herrschen zu jedem Verbrechen bereit sind, um ihre Interessen zu verteidigen und ihre politischen Ziel zu erreichen - wie die SPD und die Reichswehr es 1920 gegen die kämpfenden Arbeit an der Ruhr taten.
Auch der Militärputsch in Myanmar hat diese ideologische Basis und zurecht steht das Volk dagegen auf. Ihm gehört unsere volle Solidarität.
Es war sehr weitsichtig als Berthold Brecht in der 1950 Jahren sage, „Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch“
Auch wenn Trump abgewählt wurde, zeigt der faschistische Putschversuch in den USA am 06. Januar 2021 am Capitol, wie aktuell die Bedrohung wurde und noch ist.
Trump kündigte an zurück zu kommen, die Gefahr ist nicht gebannt.
Wir lernen aber von der Roten-Ruhrarmee, dass der organisierte Widerstand unbezwingbar ist, wenn sich die Leute nicht beirren lassen und im Vertrauen auf die eigene Kraft mit einem klaren Ziel und unbeugsamer Entschlossenheit handeln.
Die Männer und Frauen der Roten Ruhrarmee zeigen uns auch, dass es in schwierigen Situationen immer wieder Menschen geben wird, die fähig und bereit sind, uneigennützig zu kämpfen.
Das erleben wir derzeit überall auf der Welt und das ist eine wichtige politische Entwicklung, die unsere volle Sympathie, Solidarität und Unterstützung verlangt.
Der Jugendverband Rebell hatte am Vormittag noch den Gedenkstein gesäubert und trug mit einem Gedicht zur Feier mit. Von AUF Witten und MLPD + REBELL wurden Gestecke am Grabstein abgelegt. Ein würdiges und zukunftsgewandtes Gedenken und der Wunsch aller war dies weiterhin aufrecht zu erhalten!