Leserbrief zum angeblichen Rückgang der Umweltbelastung durch das Edelstahlwerk
Liebe Leserin, lieber Leser,
mittlerweile ist ein weiterer Leserbrief zum angeblichen Rückgang der Umweltbelastung durch das Edelstahlwerk bei uns eingegangen. In beiden Leserbriefen wird der zentrale Schwachpunkt der neuen Entstaubungsanlage von DEW genannt: völlig unberührt von der Entstaubung am Abzugskamin kann massiver Qualm aus allen Nähten der Stahlwerkshalle nach außen dringen, wie auf mehreren Fotografien dokumentiert ist. Dazu möchten wir Ihnen auch den download eines Interviews mit einem Stahlarbeiter nahe legen, das wir in unserer Ausgabe „Witten im AUFbruch“ Nr. 2-2017, Seite 7 veröffentlicht haben. Darin wird ausgeführt, dass die Entstaubung nicht den kompletten Produktionsprozess einschließlich Veredelung erfasst. Deshalb herrscht auch ein dichter Qualm in der Halle, der durch die seitliche Entlüftung nach außen dringen kann.
Dass die Entstaubung funktioniert, kann man an dem Kamin sehen, aus dem kaum mehr etwas Sichtbares emittiert wird. DEW muss also vorrangig den kompletten Produktionsprozess entstauben, anstatt der Wittener Bevölkerung Märchen über einzelne Messergebnisse zu erzählen.
Herzliche Grüße
Romeo Frey – Sprecher im Vorstand von AUF Witten
Leserbrief von „Geheime Ratsecke“ an AUF Witten zum angeblichen Rückgang der Umweltbelastung durch das Edelstahlwerk vom 20.3.2018
Unsere erste Reaktion, nachdem wir den Bericht gelesen haben, war ein um sich greifender Unglaube.
Die gewählten Formulierungen sind so perfide gewählt, dass man den Eindruck bekommen soll, kann und auch muss, dass die DEW reine Mitmenschen und Wohltäter in Witten sind.
In Wirklichkeit werden die Wahrheit und die Realität komplett verdreht.
Einen ersten Eindruck über die Machenschaften der Firma kann man sich verschaffen, wenn man sich den Artikel über das nicht ausgezahlte Weihnachtsgeld durchliest.
Nach Jahrzehnten des Leugnens des Vorhandenseins von Umweltbelastungen durch die finanziell angeschlagenen DEW, sind jetzt plötzlich nach Angaben des Unternehmens die (nicht vorhandenen) Umweltbelastungen im letzten Jahr sogar gesunken.
Die Analysen der Messdaten (Messcontainer steht am Saalbau) vom LANUV aus 2017 (Daten liegen uns vor) sagen was ganz anderes.
(https://wittenleaks.jimdo.com/download/)
Die (angeblich) wohltätergleichen gemachten Investitionen sind wohl nur auf Drängen der EU getätigt worden. Und jetzt rühmt man sich mit Messwerten unterhalb der Nachweisgrenze.
Gemessen wurde am Luftausgang der Filteranlage.
Wo aber kommen die 209 z.T. massiven innenstadtnah gemessenen Tagesgrenzwertüberschreitungen (allein in 2017) von Chrom und Nickel her, wenn doch die Werte unterhalb der Nachweisgrenze liegen.
Warum sprengen die Werte immer nur an bestimmten Tagen die Grenzwerte so massiv?
Wenn man sich die Bilder des Werkes zum Zeitpunkt einer der sechs täglichen Schmelzungen im Lichtbogenofen von außen anschaut, wird schnell deutlich, dass Unmengen an Stäuben und Abgasen an den Filteranlagen vorbei, über Abluftventilatoren und Lüftungsklappen hochkonzentriert, ungefiltert und bodennah in die Umwelt emittiert werden.
Beim Erhitzen von ölverschmutztem und lackiertem Metall, entstehen noch viele weitere hochtoxische und krebserregende Stoffe, wie z.B. Dioxine und Benzole.
Da erscheinen die 102.000 Tonnen NO2, mit seiner toxischen Langzeitwirkung, die das Werk 2016 an gleicher Stelle in die Umwelt pustet, geradezu harmlos.
(https://wittenleaks.jimdo.com/2017/01/04/nicht-nur-nox-und-feinst%C3%A4ube-sind-das-problem/)
Diese kontaminierte Luft wird durch die vorherrschende Windrichtung über die östlichen Bereiche von Heven, die Innenstadt, Stockum, Sonnenschein und Annen sowie Rüdinghausen verteilt, eingeatmet und gegessen(!).
So ist auch zu erklären, warum Witten laut Sterbestatistik auf Platz 65 von über 11.000 in Deutschland untersuchten Städten liegt.
Es wird viel zu viel und viel zu früh gesiecht und gestorben in Witten.
(http://www.scinexx.de/wissen-aktuell-20582-2016-09-06.html).
Und das alles mit dem Segen der Stadt ?
Unsere Stadtspitze steht auf der Gehaltsliste des DEW und kassiert pro Jahr viele 1000 Euro.
Geschmäckle ? Ja !
Einflußnahme naheliegend. Aber beweisbar ? Eher nein.
Viel schlimmer noch; in den offiziellen Nebeneinnahmen der Bürgermeisterin wurde diese Nebeneinkunft nicht einmal aufgeführt.
Auf Nachfrage bei der Stadt, sagte man uns, dass (seit Jahren)
„durch einen bedauerlichen Übertragungsfehler wurde auf der Homepage der Stadt leider nicht angegeben, dass Frau Bürgermeisterin Leidemann nach wie vor Aufsichtsratsmitglied der Deutschen Edelstahl-Werke GmbH ist. Im Rahmen der Veröffentlichungspflicht hinsichtlich der sonstigen Einkünfte wurden die Einkünfte aus diesem Mandat jedoch immer umfassend dargestellt.
Ich bitte das versehen zu entschuldigen, eine Korrektur der Darstellungen wurde bereits beauftragt.
Mit freundlichen Grüßen
A. vw xy ( von der Red. geändert)
Stadt Witten
Die Bürgermeisterin
Referat der Bürgermeisterin
Wahlen, Abstimmungen, Bürgerpartizipation
Rathaus, Marktstraße 16
58449 Witten“
PS: Anmerkung - die Darstellung der Nebeneinkünfte ist ein PDF. Wie kann es da sein, dass nur die Einkünfte vom DEW durch einen Übertragungsfehler nicht aufgeführt wurden …
Hier anzuschauen: https://www.witten.de/rathaus-service/rat/die-buergermeisterin/taetigkeiten/
Ob denn jetzt die Messungen, besonders die Zeitpunkte der Messungen (u.U. zwischen 2 Abstichen im DEW= kaum Emissionen), auch einer Einflussnahme aus Witten unterliegen, wird sich nicht beweisen lassen.
Nur so viel:
Der Container könnte definitiv
- viel öfter am Tag die Schadstoffe messen
- viel mehr Schadstoffe messen (PAK, Ruß, Dioxine, Benzole etc..)
- könnte auch die sehr viel giftigeren PM2,5 und PM 0,1 Feinstäube (sind lungen- und zellgängig und somit erbgutverändernd -> Krebs) messen
- auch eine Kontrollmessung für den Passivsammler (!) an der Ruhrstraße für das NO2 durchführen
Eine Aufklärung der betroffenen Bürger scheint nicht gewollt, trotz oder gerade wegen des einklagbaren Rechts auf saubere Luft.
Atmen ist in Witten, Sterben auf Raten. Je näher am DEW, desto weniger Raten.
Es erkrankt in Deutschland kaum einer an den eingehaltenen Jahresmittelwert, sondern an akuten und temporären massiven überschreitenden Grenzwertkonzentration und nicht gemessenen sehr viel krebserregenden anderen Stoffen (Dioxin, Benzol, PM 2,5, PM 0,1).
Aus Witten ist immer wieder zu hören: Wenn das DEW nicht mehr ist, steigen die Steuern.
Wir haben doch schon den höchsten Hebesatz von 910 % von ganz Deutschland.
Andere Städte haben kein DEW. Andere Städte haben niedrigere Hebesätze.
Wir fragen uns nicht, was die anderen anders machen, wir fragen uns, was in Witten schiefläuft?
Die DEW ist ein schweizerisches Unternehmen und gehört zur Unternehmensgruppe Schmolz und Bickenbach Edelstahl GmbH, da stellt sich die Frage wieviel Steuern die in Witten zahlen.
Im Bundesanzeiger ist zu lesen:
„Zwischen der DEW Services und der direkten Muttergesellschaft SCHMOLZ+BICKENBACH Edelstahl GmbH, Düsseldorf, besteht ein am 7. November 2016 geschlossener Ergebnisabführungsvertrag“.
Da wird für Witten vermutlich nicht viel übrig bleiben, was die extreme Luftkontamination auch nur im Ansatz rechtfertigen könnte.
Nur mal laut gedacht:
Am Beispiel Bochum kann man sehen, wie man aus der Not (Opel ist weg) eine Tugend machen kann. Durch Ansiedlung von vielen kleinen emissionsarmen Gewerbebetrieben. Deren Gewerbesteuern bleiben zu 100 % in Bochum.
Gewerbegrundstücke sind in Witten so gut wie ausverkauft, Änderungen am Flächennutzungsplan zur Ausweisung von neuen Flächen stoßen überall in der Bevölkerung auf Widerstand. Da würde sich das Gelände der DEW in der Zukunft doch geradezu anbieten. Ohne DEW ist Witten nicht am Ende, sondern am Anfang.
Wenn es sich allerdings technisch umsetzen lässt, die Hallenluft, nicht zuletzt auch für die Gesundheit der dort arbeitenden Mitarbeiter, derart zu reinigen, dass letztendlich auch die Belastung außerhalb des Werkes, innenstadt- und bodennah, auf ein nicht gesundheitsgefährdendes Maß reduziert würden, dann spräche natürlich nichts für den Verbleib des Werkes an dieser Stelle.
Nur die Beibehaltung des Status Quo auf dem gesundheitlichen Rücken vieler, auch der Mitarbeiter, ist nicht länger zu verantworten.