Umweltbündnis für Witten
Liebe Leserinnen und Leser,
zum Zeitpunkt der Fertigstellung dieser Zeitung am 31.10. hat die alljährliche UN Weltklimakonferenz noch nicht einmal begonnen. Wenn Sie diese Zeilen lesen, hat sie wohl schon vom 7. – 18. November 2016 in Marrakesch/Marokko stattgefunden.
Ohne also die konkreten Ergebnisse der Konferenz zu kennen, gehen wir dennoch davon aus, dass es auch dieses Jahr nur heiße Luft geben wird, wohingegen die Hauptklimasünder die Konferenz als Riesenerfolg bejubeln werden.
Warum sind wir uns da so sicher? Weil es seit der ersten Weltklimakonferenz 1995 bis heute ganz offensichtlich die Strategie vor allem der entwickelten Industriestaaten war, der Weltbevölkerung Sand in die Augen zu streuen, die Umweltbewegung hinzuhalten und vom konsequenten Kampf abzuhalten.
Aktuellstes Beispiel ist das Abkommen von 2015, das auf der Klimakonferenz in Paris geschlossen und sogar als Jahrhundertvertrag gefeiert wurde.
Dieser Pariser Vertrag ist eine einzige Farce. Selbst die freiwilligen Verpflichtungsziele gelten erst ab 2020! Im Abschnitt II.17 des Vertrags wird eingeräumt, dass, ungeachtet der zugesagten Maßnahmen der Staaten, die Treibhausgasemissionen von gegenwärtig 36 auf 55 Gigatonnen bis zum Jahr 2030 steigen werden.
Die unverantwortliche Nutzung der Atomenergie wird beibehalten und gar als Beitrag zur Lösung des Klimaproblems ausgegeben.
Der Bankrott dieser großkonzernhörigen Politik zeigt sich an der ungebremsten Erderwärmung.
Laut Pariser Abkommen soll die Erwärmung im Vergleich zur vorindustriellen Periode auf 1,5 Grad begrenzt werden. Doch schon im ersten Halbjahr 2016 rückte dieses an sich schon fragwürdige Ziel in weite Ferne, denn in einem halben Jahr erhöhte sich die Erdtemperatur schon auf 1,3 Grad.
Die Erderwärmung steigt also schneller, als der unverbindliche Zeitrahmen der verantwortlichen Staaten.
Das verwundert nicht, denn es wurden keine verbindlichen Maßnahmen beschlossen, sondern in eine ungewisse Zukunft verschoben.
Von der Methode her ist das, als wenn man einem Verblutenden einen Druckverband in Aussicht stellt, sich aber weder einig ist, wer ihn bezahlt noch wann er angelegt wird.
Um die beschleunigte Entwicklung einer globalen Umweltkatastrophe zu stoppen, müssen Sofortmaßnahmen ergriffen werden.
Ein Ansteigen des Meeresspiegels kann nicht einfach rückgängig gemacht werden, zig Millionen Menschen in gefährdeten Gebieten droht Tod, Hunger und Vertreibung.
Angesichts dieser Tatsachen wird deutlich, was die Beteuerungen unserer Politiker, Fluchtursachen bekämpfen zu wollen, wert sind.
AUF Wittenhat sich für das Ziel eines lebenswerten Wittens gegründet in der Überzeugung, dass positive Veränderungen für die Einwohner dieser Stadt nur mit einem grundlegend anderen Politikverständnis möglich sind: Um uns selbst müssen wir uns selber kümmern.
Das geht nur in Kenntnis der globalen Zusammenhänge der uns alle bedrohenden Klimaveränderungen.
Zwischen den weltweit wirkenden Hauptfaktoren gibt es verhängnisvolle und unberechenbare Wechselwirkungen mit örtlich begangenen Klimaverbrechen. Auf diesem Hintergrund sind auch die Maßnahmen der Umweltschutzbehörden zu beurteilen.
So hat die Bezirksregierung Arnsberg zusammen mit der Stadt Witten den sogenannten Luftreinhalteplan als Entwurf veröffentlicht. Darin werden die industriellen Emissionen von Stickoxiden auf lediglich 3 Prozent kleingerechnet.
Im Klartext bedeutet das, dass vor allem die DEW (Deutsche Edelstahlwerke Witten) als Hauptverursacher aus der Schusslinie genommen werden.
Selbst die gigantisch anmutenden 102 Tonnen Stickoxide pro Jahr aus DEW Produktion, die rund 70 Prozent aller Industrie-NOx betragen, könnten laut Luftreinhalteplan für die Überschreitung der Grenzwerte z.B. in der Ruhrstraße nicht herangezogen werden. Denn sie würden durch Schornsteine und Wind so verteilt, dass in Witten nur noch der Verkehr als Verursacher in Frage käme.
Ohne das jetzt weiter auszuführen, passt das sehr gut zu den traurigen Erfahrungen, die wachsame und umweltbewusste Bürger mit der Stadt Witten und den übergeordneten Umweltbehörden bisher machen mussten. In unserem Archiv werden Sie zahlreiche Negativbeispiele finden:
- Gestanksbelästigung durch die Firma Degussa/Sasol
- bis heute nicht aufgeklärte gehäuften vorzeitige Todesfälle bei HP Pelzer Chemie
- Umweltverschmutzung durch den Pelzerbrand
- Asbestskandal beim Abriss der Wellershoffhallen in Stockum
- Problem Feinstaub vor allem bei DEW und Luftreinhalteplan, womit sich unser Gastautor Wolfgang Seidel in dieser und in der letzten Nummer des AUFbruch kritisch auseinandersetzt
Immer wurden die Beschwerden und Fragen dazu abgebügelt, nicht ernst genommen und die Umweltbelastung entweder vertuscht oder heruntergespielt.
Maßnahmen im Sinne des Umweltschutzes konnten wir nicht feststellen, aussagekräftige Messstellen gibt es nicht oder wurden abgebaut.
Apropos Verkehr und NOx Überschreitungen: ist es zielführend, vor allem die kleinen Autofahrer dingfest machen zu wollen?
Der ganz ohne Zweifel nicht nur von VW, sondern von allen Herstellern von Kraftfahrzeugen, betriebene Abgasbetrug jedenfalls kommt im Luftreinhalteplan nicht vor.
Wir setzen uns in Witten für ein breites Umweltbündnis von vielen, vor allem jungen, Menschen ein, die im Vertrauen auf die eigene Kraft aktiv werden wollen. Dabei gilt es, politische Bremsklötze abzuwerfen. So soll die auf Profitsteigerung ausgerichtete Produktion angeblich mit dem Schutz der natürlichen Umwelt vereinbar sein. Diese Theorie hat sich als Sackgasse erwiesen, dadurch wurde viel Zeit vertan.
Ein wirksamer Kampf um unsere Lebensgrundlagen, kann nur über Parteiengrenzen hinweg etwas bewirken. Dafür steht AUF Witten!