• Für einen grünen Kornmarkt
  • Homepage vom Frauenverband Courage Witten
  • Stärk die neue Friedensbewegung! Gegen Faschismus und Krieg!
  • Internationalistisches Bündnis gegen Rechtsentwicklung, Faschismus und Krieg!
  • Gib Antikommunismus keine Chance!
  • Umweltgewerkschaft - Die Erde vor dem Kollaps retten
  • Homepage der Bundesweiten Montagsdemobewegung - das Original seit 2004

Tafel e.V.: Almosenpolitik auf dem Prüfstand

Kategorie: Montagsdemo und Hartz IV Veröffentlicht: Montag, 20. Februar 2012 Geschrieben von Ulrich Wagner
Für Ulrich Wagner ist es ein Skandal, dass es die Tafel e.V. überhaupt gibt, denn sie zeugen von Armut.
Für Ulrich Wagner ist es ein Skandal, dass es die Tafel e.V. überhaupt gibt, denn sie zeugen von Armut.

von Ulrich Wagner - Mitglied im Vorstand von AUF Witten

Ohne ehrenamtlich tätige Menschen gingen in Deutschland viele lebenswerte Bereiche den Bach runter. Im Sport, Umweltschutz, Kultur oder im sozialen Bereich, überall stellen engagierte Mitbürger ihre Arbeitskraft und ihr Wissen unentgeltlich zur Verfügung und praktizieren so eine zutiefst menschliche Kultur.

Andererseits nutzt die herrschende Politik diese unverzichtbare soziale Einstellung schamlos aus, um ihre unsoziale Umverteilungspolitik zu verschleiern. Eigenverantwortliche Menschen werden zu Bittstellern gemacht, die sich mit Brotkrumen zufrieden geben sollen, wo sie doch das ganze Brot haben könnten. Nirgendwo werden diese zwei Seiten so deutlich wie bei der Tafel. Hungernden Menschen (ein Skandal, dass es so etwas überhaupt gibt), werden Lebensmittel und Mahlzeiten kostengünstig oder kostenlos angeboten. Darüber sollte man nachdenken, auch darüber, was es mit den Betroffenen macht.

Einkauf bei der Tafel

Ein Haushaltsvorstand bekommt 364 Euro im Monat - so wird das Geld berechnet. - Anklicken zum Vergrößern
Ein Haushaltsvorstand bekommt 364 Euro im Monat - so wird das Geld berechnet. - Anklicken zum Vergrößern

Wer bei der Tafel einkauft, wird regelrecht gebrandmarkt. Die Öffnungszeiten sind von 9 bis 13 Uhr und damit sehr beschränkt. Die Schlange ist lang vor dem Laden, da dieser sehr klein ist, d.h. jeder kann einen sehen, der dort einkaufen geht. Es ist für die Menschen einfach beschämend.

Meist muss man eine Stunde und mehr draußen anstehen - ob warm oder kalt, trocken oder nass, stürmisch oder windstill. Es gibt keine Sitzgelegenheiten, die Toilette darf nicht benutzt werden, weil sie verschmutzt sei. Der Essensraum wird nicht zum Aufenthalt zur Verfügung gestellt. Die Stimmung ist meist trüb.

Wenn man dann an der Reihe ist, kommt man in den kleinen Laden. Je nach Zeit sind die Regale gut gefüllt. Sämtliche Lebensmittel werden angeboten. Schaut man genauer hin, stellt man fest, dass Obst und Gemüse teilweise gammelig ist, die Wurst gut und gerne um mehrere Tage abgelaufen ist, ebenso wie die anderen Lebensmittel. Jedoch werden sie dafür umsonst an die Tafel gespendet, die diese zu einem Minimalpreis verkauft, um die Kosten zu decken.

Aber ist es gerechtfertigt, dass arme Menschen abgelaufene Lebensmittel erhalten und damit frische Lebensmittel zu einem Privileg werden?

Probleme der Tafel

Bundeskanzlerin Angela Merkel ist stolz auf unter 3 Millionen Arbeitslose. 2010 aber gab es mit 600 Kunden bei der Wittener Tafel mehr als doppelt so viel wie 2004 bei der Einführung von Hartz IV. Wie passt das zusammen?
Bundeskanzlerin Angela Merkel ist stolz auf unter 3 Millionen Arbeitslose. 2010 aber gab es mit 600 Kunden bei der Wittener Tafel mehr als doppelt so viel wie 2004 bei der Einführung von Hartz IV. Wie passt das zusammen?

Laut dem Artikel der WAZ vom 4. Januar 2012 soll die Tafel in Witten unter erheblichen finanziellen Problemen leiden und im vergangenen Jahr nur knapp der Schuldenfalle entgangen sein dank der zahlreichen Spenden zur Weihnachtszeit. Lediglich über das JobCenter würde der Verein von der Stadt Witten finanzielle Unterstützung erhalten, indem Maßnahmen bei der Tafel für Hartz IV Betroffene finanziert werden.

Interessant wird es aber, wenn man sich anschaut, welche Unternehmen als Hauptförderer der Tafel in Deutschland aufgeführt werden:

  • Annemarie-Dose Stiftung

  • Bild hilft e.V. - "Ein Herz für Kinder"

  • Coca Cola Deutschland Verkauf GmbH & Co. KG

  • Daimler AG

  • ECE Projektmanagement GmbH & Co. KG

  • Flaskamp AG

  • HUNDERT89 East Werbeagentur GmbH

  • Kirchhoff Consult AG

  • Lidl Dienstleistungs GmbH

  • Lebensmittel Praxis Verlag Neuwied GmbH

  • Metro Group

  • Procter & Gamble Service GmbH

  • Rewe Group

  • Sodexo Services GmbH

  • Trefz GmbH

  • Viessmann Kältetechnik AG

(Quelle: www.tafel.de,
Pressemitteilung vom 1.10.2008)

Tafel einfach nur Geschäftspolitik?

Nimmt man nun folgendes Zitat unserer ehemaligen Familienministerin Ursula von der Leyen hinzu...:

"Die Tafeln sind ein gutes Beispiel dafür, dass sich immer mehr Unternehmen langfristig für gemeinnützige Projekte einsetzen wollen, die nicht nur zu ihrem Geschäft, sondern auch zu ihrer Firmenkultur passen."

(Quelle: www.tafel.de, Pressemitteilung vom 1.10.2008)

Almosenpolitik - Bild von de.toonpool.com
Almosenpolitik - Bild von de.toonpool.com

...so ergibt sich ein Bild, das eher im Verborgenen zu bleiben hat. Einerseits werden Arme zu minderwertigen Menschen durch abgelaufene Lebensmittel gemacht, andererseits schmücken sich Politik und verschiedene Großkonzerne damit, sich sozial zu engagieren. Haben sie etwa Mitleid oder was sollen diese Almosen?

Licht ins Dunkel bringen sie durch Ihre Taten. Etwa wenn als Sponsoren auftretende Unternehmen ihre Mitarbeiter selbst zu Niedrigstlöhnen beschäftigen oder gar auf die Straße setzen. Sie spenden offenbar lieber für die aus ihrer Geschäfts- und Arbeitsmarktpolitik resultierenden Armen. Denn das scheint ihrer Jagd nach immer höheren Erträgen nicht im Wege zu stehen, sondern eher förderlich zu sein. Ist "soziales Engagement" also neuerdings ein Synonym für "Armut fördern"?

Nach meinem Verständnis wäre es ein soziales Engagement, wenn diese Konzerne endlich mal mehr Menschen zu einem Mindestlohn von 10 Euro einstellen, die Regierung das gesetzlich verankern würde für alle Bereiche und dazu die Armut durch die Abschaffung von Hartz IV deutlich eingeschränkt würde. Die 30-Stundenwoche bei vollem Lohnausgleich würde dazu ca. 6,8 Mio. Vollzeitarbeitsplätze auf einen Schlag bringen!

Hartz IV muss weg!

Links nebenstehende Grafik zeigt, wie der Hartz IV Satz berechnet wurde. Es ist doch grotesk und menschenverachtend gleichermaßen, wie hier mit Hilfe einer mathematischen Formel der Lebensbedarf eines Menschen ausgerechnet wird.

Richtig peinlich wird es aber, wenn sie sich auch noch darum streiten, ob 5 Euro mehr oder weniger zu rechtfertigen seien. Und das angesichts der Tatsache, dass es in Deutschland Leute gibt, die den monatlichen Hartz-IV-Satz als Stundenlohn verbuchen können.

Eine solche Politik führt dazu, dass immer mehr Menschen mit dem reinen Überleben beschäftigt sind und für anderes keine Zeit mehr haben. Da sind Gedanken, wie man eine lebenswerte Zukunft erreichen könnte, weit weg wie der Mond. Auch das ein Grund, warum Hartz IV weg muss!

Wir wollen keine Almosen!

Statt das Problem zu lösen, werden absurde Vorschläge gegen den „Missbrauch“ von Hartz IV entwickelt wie von Thilo Sarrazin
Statt das Problem zu lösen, werden absurde Vorschläge gegen den „Missbrauch“ von Hartz IV entwickelt wie von Thilo Sarrazin

Es heißt immer wieder, die Würde des Menschen sei unantastbar. Wer hat also das Recht ausgesprochen, dass Menschen hungern dürfen? Weltweit werden Nahrungsmittel für 12 Milliarden Menschen produziert. Zusätzlich haben Konzerne Geld im Überfluss.

Wenn sogar ein Bill Gates noch nicht einmal mehr weiß, wohin mit seinem Geld, dass er fast die Hälfte seines Vermögens spendet, dann kann man daraus nur schlussfolgern, dass es höchste Zeit ist für eine grundlegende Wende in der Politik.

Alleine hier vor Ort bestätigen dies die ständig steigenden Kundenzahlen der Tafel. Eine alternative Politik können wir nur erreichen, wenn wir uns nicht darauf konzentrieren, Almosen zu verteilen, sondern dem Übel an die Wurzel gehen.

Mit AUF Witten haben Sie die Möglichkeit, das organisiert zu tun. Je ärmer wir werden, desto weniger können wir ausrichten, weil wir überwiegend damit beschäftigt sind, den nächsten Tag zu überleben. Deshalb müssen wir es jetzt anpacken!

Machen Sie mit und kämpfen wir gemeinsam für eine lebenswerte Zukunft getreu unserem Motto:

Um uns selbst müssen wir uns selber kümmern!

Suchen