Bei der „Tafel“ hat sich nichts geändert!
Ihr Bericht über die Wittener Tafel in der Ausgabe 1/2012 war sehr informativ. Als selbst Betroffener, der auf die Tafel angewiesen ist, muss ich leider feststellen, dass sich die Situation bislang nicht verbessert hat. Im Gegenteil: Die Anzahl der Bedürftigen steigt weiterhin.
Erschreckend für mich, dass immer mehr junge Menschen mit abgeschlossener Ausbildung, Studenten, Menschen mit jahrzehntelanger Berufserfahrung, Kinder, Behinderte… „bedürftig“ geworden sind.
Zur derzeitigen Situation habe ich konkrete Verbesserungsvorschläge:
- Verlängerung der Verkaufsöffnungszeiten der Tafel bis in den Nachmittag. Warteschlangen werden verkürzt, die mittags eingetroffene Ware kann noch am selben Tag an die Kunden weitergegeben werden.
- Überdachte Sitzgelegenheiten für Behinderte, Schwangere etc. zur Verfügung stellen.
- Bessere Vermarktung der Ware, abgelaufene, zum Teil vergammelte Lebensmittel nicht endlos lagern und damit die Regale füllen, „Neuware“ direkt an die Kunden weitergeben.
- Während der Essensausgabe sollte die Benutzung der Toilette möglich sein – ist in der „freien“ Gastronomie gesetzlich vorgeschrieben.
- Die sogenannte Gemeinnützigkeit und Sinnhaftigkeit des „Bundesverbandes Deutsche Tafel e.V.“ überprüfen.
Die beschriebenen Vorschläge könnten und müssten sofort umgesetzt werden. Denn der Winter steht wieder bevor.
Es ist so entwürdigend, bei Minustemperaturen im Regen und Schnee auszuharren, um dann abgelegte Lebensmittel billig einzukaufen – während zeitgleich die riesigen Discounter mit ihrem völlig überzogenen Warenangebot die (noch) finanzkräftigen Kunden locken, mit laufend frischer Ware, großzügigen wohltemperierten Räumlichkeiten bis zu 12 Stunden täglich ohne Wartezeiten…
Das Überangebot führt dazu, dass über 30 % der Lebensmittel weggeworfen werden bzw. bei der Tafel landen – noch steuerlich absetzbar für die Konzerne!
Und die erhöhte Almosenbereitschaft der Vermögenden zur „Weihnachtszeit“ ist eher verletzend …
Armes reiches Deutschland!
Meine persönlichen Erfahrungen und die zahlreichen Gespräche mit Betroffenen führen mich/uns zu der Erkenntnis:
Der Bundesverband Deutsche Tafel e.V. sollte aufgelöst werden! Gebt den Bedürftigen ihre Menschenwürde zurück!
Gebt Ihnen Arbeit und einen gerechten Lohn, sodass sie selbst über ihr Leben bestimmen können.
Menschen, die nicht (mehr) arbeiten können, verdienen unsere volle Solidarität. Leider haben wir keine Lobby in Witten.
Daher bitte ich um Veröffentlichung meiner Gedanken und Erfahrungen in Ihrer außergewöhnlichen Zeitung „Witten im AUFbruch“.
W.D., Witten