• Für einen grünen Kornmarkt
  • Homepage vom Frauenverband Courage Witten
  • Stärk die neue Friedensbewegung! Gegen Faschismus und Krieg!
  • Internationalistisches Bündnis gegen Rechtsentwicklung, Faschismus und Krieg!
  • Gib Antikommunismus keine Chance!
  • Umweltgewerkschaft - Die Erde vor dem Kollaps retten
  • Homepage der Bundesweiten Montagsdemobewegung - das Original seit 2004

Guantanamo bei HP Pelzer Chemie Teil II

Kategorie: HP Pelzer Chemie Veröffentlicht: Freitag, 07. August 2009 Geschrieben von AUF Witten
Wer bei der Firma Pelzer Chemie für seine Rechte kämpft, selbst wenn er vor Gericht Recht bekommt, riskiert sein Leben.
Wer bei der Firma Pelzer Chemie für seine Rechte kämpft, selbst wenn er vor Gericht Recht bekommt, riskiert sein Leben.

Interview mit dem betroffenen „Häftling“ Stefan Fuchsmann

Stefan Fuchsmann (56) arbeitet seit 12 Jahren bei der Firma HP Pelzer Chemie und wurde zweimal gekündigt, hat aber in beiden Fällen seine Kündigungsschutzklagen gewonnen. Das führte dazu, wie Fuchsmann an die Staatsanwaltschaft Bochum schreibt, „dass man bei der Firma Pelzer begonnen hat, mich zu mobben und zu terrorisieren. Diese Erpressung äußerte sich dadurch, dass mein Arbeitsplatz in einen alten Container verlegt wurde.“

Witten im AUFbruch berichtete schon im Februar 2009 über diese menschenverachtende Isolationsfolter und stellte fest, dass eine lebensbedrohliche Situation eintreten könnte, falls Stefan Fuchsmann z.B. ohnmächtig werden sollte.

Fürsorgepflicht Fehlanzeige

? Wie hat sich die Angelegenheit weiter entwickelt?

Stefan Fuchsmann (SF): Während an­fangs verschiedene Arbeitskollegen immer mal wieder nach mir gesehen haben, trotz Kontaktverbot, hörte das mit der Kündigung der Kollegen nach und nach auf.

? Was hat der Betriebsrat unter­nommen?

SF: Weder der Betriebsratvorsitzende Peter K., noch sein Stellvertreter Manfred G., der gleichzeitig mein direkter Vorgesetzter ist, haben sich auch nur ein einziges Mal blicken lassen. Auch die Werksleitung Herr Andreas G., die Personalleitung Beate S. und der Firmenanwalt Dr. H. haben trotz mehrfacher auch schriftlicher Auffor­derungen durch mich sich weder um mich gekümmert noch dafür gesorgt, dass jemand nach mir sieht. Meine Einzelhaft zu beenden, das kam diesem Per­sonenkreis überhaupt nicht in den Sinn.

Akute Lebensgefahr

? Und was passierte am 30. Juni?

SF: Schon die ganzen Tage vorher verstärkte sich bei mir das Gefühl von Eingesperrtsein und es traten massive Angst- und Ohnmachtgefühle und Luftnot auf. Vor allem gegenüber dem systematischen Weichkochen und dem Versuch, mich psychisch zu brechen, meine Klage gegen die Kündigung zurückzunehmen. Am 30. Juni ging ich schon mit einem unguten Gefühl zur „Arbeit“ und nahm sicherheitshalber das Handy meiner Frau mit, da im Container alle Kommunikationsmittel abgebaut waren. Der Anfall traf mich vollkommen unvorbereitet und ich konnte gerade noch die Notrufnummer des Handys drücken, war aber nicht mehr in der Lage, zu sprechen.

Stefan Fuchsmann und Peter Spyrka (von links) – zwei Kollegen, die der gemeinsame Kampf um ihre Rechte bei der Firma HP Pelzer Chemie eint. <i>Witten im AUFbruch</i> setzt sich dafür ein, dass sich noch mehr betroffene Kollegen und Angehörige von Vergiftungsopfern zusammentun.
Stefan Fuchsmann und Peter Spyrka (von links) – zwei Kollegen, die der gemeinsame Kampf um ihre Rechte bei der Firma HP Pelzer Chemie eint. Witten im AUFbruch setzt sich dafür ein, dass sich noch mehr betroffene Kollegen und Angehörige von Vergiftungsopfern zusammentun.

? Wie wurden Sie gefunden?

SF: Die Leitstelle ließ die Polizei über Handy-Ortung nach mir suchen, was über eine Stunde gedauert hat. In der ganzen Zeit war ich ohne Bewusstsein und bekam nicht mit, wie der Container regelrecht aufgebrochen werden musste, weil der Zugang durch die Tür nicht möglich war trotz anwesender Spezial­kräfte. Der Zugang erfolgte durch das Fenster, wobei es wie durch ein Wunder bei mir am Boden liegend nicht zu Glasplitterverletzungen kam.

Hätte ich einen Herzinfarkt erlitten, was durch Angstzustände durchaus ausgelöst werden kann, hätte ich für die Strafmaßnahmen der Firma Pelzer mit meinen Leben bezahlen müssen.

Die Schlussfolgerungen

SF: Erst einmal die Tatsachen:

  1. Wer bei der Firma Pelzer Chemie für seine Rechte kämpft, selbst wenn er vor Gericht Recht bekommt, riskiert sein Leben.
  2. Ich habe einen Arbeitsvertrag und keinen „Foltervertrag“ mit der Firma Pelzer abgeschlossen. Soviel ich weiß, befinden wir uns im Jahre 2009 (eine Demokratie?) und nicht 1945 (eine Diktatur)

Für mich ist klar: diese skrupellose Personalpolitik, die nicht nur mich alleine betrifft, muss sofort beendet werden. Ich habe nur ein Leben und werde das nicht noch einmal aufs Spiel setzen. Von den Gerichten erwarte ich, dass sie der Firma Pelzer ihre Grenzen aufzeigen. Ich will nichts als ordentlich und in Ruhe eine qualitativ gute Arbeit ablegen.

Aber wer mich in dieser Weise angreift, soll wissen: ich werde nicht klein beigeben!

Weitere Berichte zum Thema:

Suchen