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Arbeitsplatzgifte bei HP Pelzer Chemie?

Veröffentlicht: Samstag, 06. November 2004 Geschrieben von AUF Witten
Das Foto zeigt die so genannte Handanlage 102, von der fünf bis sechs in Betrieb waren. Hier wurden Formen von Hand ausgeschäumt und der Mischkopf anschließend mit dem giftigen Trichlorethan ausgewaschen. Diese Anlagen sind vor drei Jahren nach Tschechien verlagert worden.
Das Foto zeigt die so genannte Handanlage 102, von der fünf bis sechs in Betrieb waren. Hier wurden Formen von Hand ausgeschäumt und der Mischkopf anschließend mit dem giftigen Trichlorethan ausgewaschen. Diese Anlagen sind vor drei Jahren nach Tschechien verlagert worden.

Ein ehemaliger Mitarbeiter (Name der Redaktion bekannt) berichtet:

„Jahrelang waren wir an den Polyurethan-Schäumanlagen starken Belastungen ausgesetzt. Meiner Meinung nach wurden wir davon krank.

22 Kollegen sind inzwischen verstorben. Ich prozessiere schon seit Jahren vergeblich um eine Anerkennung meiner schweren gesundheitlichen Schäden als Berufskrankheit. In einem Brief an die Bundesgesundheitsministerin habe ich unter anderem geschrieben: „[..] Die Luft in der Halle war so stark verpestet, dass sich oft die Feuermelder selbständig eingeschaltet hatten. Die Stoffe sind teilweise so aggressiv, dass von ihnen z.B. das Dach der Produktionshalle angegrifffen worden ist. [..]“ Auch verzinkte Stahlketten, an denen Leuchtmittel von der Hallendecke hingen, sind durch die aggressiven Gase zerstört worden.

Aus dem Gesundheitsbericht der AOK Westfalen-Lippe über die Analyse der Arbeitsunfähigkeitsdaten von 1999-2001 geht hervor, dass bei Krankheiten des Verdauungssystems der Branchenwert fast verdoppelt ist und die Erkrankungen des Atmungssystems um 57 Prozent über dem Branchendurchschnitt liegen. Ich habe Proben an das „Medizinische Labor Bremen“ geschickt, aus denen hervorgeht, dass wir unter anderem folgenden Giften ausgesetzt waren: Cyanid (auch als Blausäure bekannt), Naphtalin, Anthracen, Phyren usw.

Die Aufnahme von Cyanid über die Atemwege durch Schlucken oder über die Haut ist schon in kleinsten Mengen lebensgefährlich. Nach Angaben von Wissenschaftlern reicht ein Milligramm
Cyanid pro Liter Blut für eine schwere Vergiftung.

Ich frage nun:
Warum wurde nie ein unabhängiger Toxikologe mit der Untersuchung beauftragt? Wartet man, bis alle Erkrankten verstorben sind? Ich bin der Meinung, dass sich auch der Stadtrat in Witten mit dieser Angelegenheit befassen müsste. Es sind bei Pelzer zwar einige Anlagen erneuert worden, aber die Belastungen am Arbeitsplatz sind immer noch enorm hoch. Das berichten mir dort Beschäftigte.“

 

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