Kampf um jeden Arbeitsplatz - zum Zukunftskonzept des Betriebsrats für ZF
Zu dem in der Wittener WAZ am 27.11. erschienenen Artikel Rettungsplan für ZF: „Es wird nicht ohne Schmerzen gehen“ wurden zwei Leserbriefe veröffentlicht. Da der Leserbrief von Heinz Vöhringer von der Lokalredaktion nur gekürzt wiedergegeben worden ist, möchten wir ihn unseren Leserinnen und Lesern in voller Länge nicht vorenthalten:
Bei ZF in Witten - und an 14 weiteren Standorten in Deutschland - geht es nicht um die "Rettung des Konzerns"!! Dieser Begriff ist schon Betrug an der Realität. ZF ist nicht notleidend, sondern verfolgt ganz offen eine Linie der Profitmaximierung u.a. durch Verlagerung mehrerer Produktionsteile hauptsächlich nach Asien - wo sie mit einer Gewinnmarge mit bis zu 20 % rechnen. Welchen Grund haben die Beschäftigten, sich dieser Profitlogik zu unterwerfen, klein beigeben und sich die "Schmerzen" antun, hunderte Arbeitsplätze und den dazugehörenden Existenzen der Familien zu opfern. Arbeitsplätze, die der Jugend von morgen fehlen. Das vom ZF-Betriebsrat vorgelegte Konzept ordnet sich den Konzernplänen unter und folgt letztlich einem "kleinerem Übel".
Meine fast 50 Jahre Erfahrungen als aktiver Gewerkschafter bestätigen mir etwas anderes: "Gibst du heute den kleinen Finger, nehmen sie morgen die ganze Hand." Der Kapitalismus ist zwischenzeitlich an einem Punkt angekommen, wo die ihm anhaftende Gier nach Maximalprofite zur massenhaften Arbeitsplatzvernichtung führt. In kapitalistischer Manier wälzen internationale Monopol-Konzerne wie ZF, VW, Ford, Bosch, Thyssen/Krupp, DEW, Pilkington, .... und Dutzende weitere, ihre Krisenlasten, Konkurrenzdruck etc. alles auf die Masse der Beschäftigen ab. Die letztendliche Ursache liegt also bei allen im Kapitalismus selbst. Helfend und notwendig ist da eher ein massenhafter Protest gegen die Angriffe auf Arbeitsplätze und Lebenssituation der Beschäftigten und die Organisierung der praktischen Solidarität mit den betroffenen Beschäftigten in allen Betrieben. Vor 20 Jahren legten die Bochumer Opelaner mit einem selbstständigen Streik das Bochumer Werk für 7 Tage still, besetzten alle Tore und erreichten mit großer und weltweiter Solidarität, gegen den GM-Konzern, dass das Werk noch weitere 10 Jahre produzierte. Dieser Bochumer Weg ist eine mögliche Option.
Heinz Vöhringer, Witten
Von Achim Czylwick, bis zur letzten Kommunalwahl langjähriges Ratsmitglied im Wittener Stadtrat, wurde der folgende Leserbrief abgedruckt:
Beim Lesen des Artikels stellt sich mir die Frage, welche Zukunftsperspektive das haben soll. Das Konzept will ja auch die Vernichtung von mindestens 150 Arbeitsplätzen in Kauf nehmen. Dabei lässt sich der Betriebsrat auf die Unternehmerlogik ein: Man müsse die Belegschaft abbauen, um konkurrenzfähig zu bleiben. ZF ist aber mit einem Marktanteil von 45 Prozent bei Windkraftbetrieben sehr wohl konkurrenzfähig. Es geht ihnen einzig und allein darum, mit der Verlagerung nach China, wo die Löhne niedriger sind, Maximalprofit zu generieren. Es geht um einen Kampf um jeden Arbeitsplatz, der mit aller Konsequenz zu führen ist. Das Mittel dazu ist ein unbefristeter selbständiger Streik.
Achim Czylwick