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Jugendpolitik in der Krise

Kategorie: Kinder und Jugend Veröffentlicht: Samstag, 07. Mai 2016 Geschrieben von Ulrich Wagner
Für Ulrich Wagner stellt sich die Frage, was hier eigentlich gespart wird.
Für Ulrich Wagner stellt sich die Frage, was hier eigentlich gespart wird.

Womöglich ist es das wohl nervigste Wort des Jahrhunderts: Sparen! Wenn es von den Politikern heißt, "wir" müssen sparen, meinen sie damit, dass sie uns noch mehr wegnehmen wollen. Kinder und Jugendliche trifft das meist mit besonderer Härte.

Die bisherige Sparpolitik im Jugendbereich ist gescheitert, weil sie an der Zerrüttung der Familien als Folge der Arbeits- und Sozialpolitik nichts ändert.

In den 90er Jahren wurden Gelder bei der ambulanten Kinderbetreuung eingespart, was die Kosten auf die erheblich höheren Aufwendungen für Heim- und Pflegefamilien-Unterbringung verlagerte. Auch deswegen sind erhebliche Mehrkosten für die Stadt Witten entstanden. Alleine für die Heimunterbringung sind diese um gut 5 Mio. Euro seit 2005 gestiegen auf zuletzt 6,3 Mio. Euro. Aber auch die Kosten für die ambulanten Hilfen sind seit 2009 um 1,5 Mio. Euro gestiegen, weil immer mehr Eltern und Alleinerziehende in Schwierigkeiten geraten.

Die Spielplatzoffensive war ein anderer Versuch, mit weniger Geld auszukommen. Spielplätze wurden verkauft oder sollen verkauft werden wegen ein paar wirklich toll zentral gelegenen Spielorten. Zum Leidwesen derjenigen, die zu weit weg wohnen, oder selbst was auf die Beine stellen wie dieFamilien im Gemeindeneck (wir berichteten mehrfach).

Gleichzeitig wird der Kornmarkt zu einem kostenpflichtigen Parkplatz umfunktioniert, damit nicht eine Spielfläche entsteht, die man nachher nicht mehr wegkriegt, wie der neu gekürte SPD Fraktionschef Dr. Rath seinerzeit als Befürchtung äußerte.

Das Sommercamp  des Jugendverband Rebell ist ein starkes Gegenprogramm zum herrschenden Konsumdenken. Wer fährt mit mir dahin?
Das Sommercamp  des Jugendverband Rebell ist ein starkes Gegenprogramm zum herrschenden Konsumdenken. Wer fährt mit mir dahin?

Ist das die Vision davon, wie sich unsere Kinder entwickeln sollen?

Auch das Stadtbad fiel der Denkweise zum Opfer, Investitionen würden sich nicht lohnen. Ob Kinder schwimmen lernen oder nicht, ist wohl nicht so wichtig.

Dafür kann auf dem Gelände jetzt mit einem Altenheim sogar Geld verdient werden.

Dieses Sparen soll alternativlos sein? Das einzige was in meinen Augen alternativlos ist, ist sich dagegen zu organisieren, zu rebellieren, für eine menschenwürdige Politik aufzustehen.

Alternativlos ist es, sich tiefgehend mit den Dingen zu befassen und nicht bloß auf Wikipedia mal schnell nachzulesen. Ebenso alternativlos ist, sich eine gesellschaftliche Perspektive zu verschaffen.

Gerade Jugendliche sind hier gefragt mit ihrem Ideenreichtum und ihrem Drang danach, etwas zu erleben und zu verändern. Nicht umsonst kann man bei AUF Witten schon mit 16 Jahren Mitglied werden.

Die Frage ist also nicht, ob ein paar schöne zentrale Spielflächen gut sind und ob man durch das Sparen nicht versucht hat, die Situation ein bisschen besser zu machen.

Der Maßstab muss sein, ob wir alles vor Ort haben, um uns frei entfalten zu können und wie wir das erreichen wollen.

Deshalb möchte ich alle LeserInnen auffordern, uns zu diesem Thema zu schreiben oder ein persönliches Gespräch mit uns zu führen.

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