Antikriegstag in Witten – eine Nachlese
Um die Einheit im Friedenskampf muss weiter intensiv gerungen werden. Schließlich geht es um nichts weniger, als gegen die Vorbereitung eines dritten Weltkriegs aktiv zu werden. Wie schon bei den ersten Weltkriegen ist auch heute die Hauptursache die hemmungslose Jagd nach Profiten im weltweiten imperialistischen Konkurrenzkampf.
Davon hörte man auf der Kundgebung des DGB am 31.8. am Mahnmal für die Opfer des 2. Weltkriegs leider nichts. Vom Grußwort des Bürgermeisters, einer Vertreterin der Städtepartnerschaften, einem Vertreter der christlichen Kirchen bis zu einer Rednerin des DGB wurden der Krieg und seine Gräuel abgelehnt. Aber nur der Beitrag des Friedensforums nahm kritisch Stellung zur Eskalationsstrategie von NATO und Russland. Dabei war dieser Redebeitrag gar nicht eingeplant, obwohl das Friedensforum Mitveranstalter ist und vor Jahren das öffentliche Auftreten zum Antikriegstag sogar initiiert hat.
Demgegenüber forderte die Rednerin der Gewerkschaft, stellvertretende Vorsitzende des DGB Bezirks NRW, eine bessere Ausstattung für die Bundeswehr, entgegen der Position des örtlichen DGB. Dieser lehnte die Hochrüstung mit 100 Milliarden Euro bisher immer ab. Doch über diesen Widerspruch konnte nicht weiter diskutiert werden, weil es kein offenes Mikrofon gab. So blieb es bei stiller Empörung und Kopfschütteln bei etlichen Teilnehmern.
Diese fehlende Möglichkeit, sich sachlich mit verschiedenen Standpunkten auseinanderzusetzen, gab letztlich auch den Ausschlag, dass AUF Witten und das Internationalistische Bündnis Ennepe Ruhr zu einer eigenen Kundgebung aufgerufen hatten. Angesichts der in der Friedensbewegung und Bevölkerung verbreiteten Verwirrung über den Charakter des Ukrainekrieges, die Rolle der beteiligten Kriegsparteien und die Friedensdemagogie der AfD brauchen wir intensive Klärungsprozesse. Eine öffentliche Diskussion auf antifaschistischer Grundlage ist dazu bestens geeignet.
In diesem Sinne fand die Kundgebung am 2.9. mit knapp 20 Teilnehmern statt, unterstützt von MLPD, Jugendverband Rebell und Montagsdemo. Es gab auch einen Redebeitrag des Frauenverbandes Courage. Einige Aktive aus Witten und Hattingen fehlten diesmal, weil sie auf der dritten internationalen Bergarbeiterkonferenz in Thüringen teilnahmen, die zeitgleich stattfand.
Etliche Passanten blieben interessiert stehen, weil die Beiträge am offenen Mikrofon offensichtlich ins Schwarze trafen. Gleich zu Beginn wurde mit dem gemeinsamen Singen des Moorsoldatenliedes unterstrichen, dass die Kundgebung auf antifaschistischer Grundlage steht. Selbst in dunkelsten Tagen geben Menschen die Hoffnung auf ein besseres Leben nicht auf.
Wie die AfD die verbreitete Ablehnung des Ukrainekriegs aufgreift, um in Wahrheit dem Faschismus den Weg zu bereiten, wurde an mehreren Beispielen deutlich. So wirft sie sich für billiges Gas an den Hals des Faschisten Putin. Davon geniest nicht nur die AfD Vorteile. So winken auch Extraprofite für deutsche Konzerne mit hohem Energieverbrauch. In der Vergangenheit verfolgte der Faschismus am brutalsten und konsequentesten die Interessen des Finanzkapitals. Millionen Menschen wurden dafür geopfert. Die völkischen Positionen der AfD sollten uns wachsam sein lassen. In ihrem Programm stehen die Profitinteressen des Kapitals an erster Stelle, wie man unschwer an ihrer Leugnung der Umweltkatastrophe erkennen kann. Industrielle Umweltzerstörer erhalten einen Freibrief, ungerührt mit ihrer mutwilligen Zerstörung der natürlichen Umwelt weiterzumachen.
Im Mittelpunkt stand die Diskussion, wie ernst die Gefahr der Auslösung eines dritten Weltkriegs ist. Ständig eskalieren beide Seiten mit immer mehr und moderneren Waffen. Im Endeffekt bereiten sich alle imperialistischen Staaten von Russland, China bis USA und NATO durch gigantische Hochrüstungsprogramme auf einen dritten Weltkrieg vor.
Auch die Umweltzerstörung durch den Militarismus wurde thematisiert und welchen Anteil er daran hat. Schon im Frieden, geschweige, wenn mit Waffengewalt ganze Landstriche dem Erdboden gleichgemacht werden.
Auch dass die Lasten der Militarisierung und Kriegsführung auf die breiten Massen abgewälzt werden, wurde ausführlich kritisiert. Das geht von der lächerlich anmutenden Kindergrundsicherung über das unzureichende Bürgergeld bis hin zu den schmalen Renten.
Kulturell wurde die Veranstaltung eingerahmt von einem Vortrag aus Bertolt Brechts Svenborger Gedichten, die vor allem den verlogenen imperialistischen Pazifismus und seine psychologische Kriegsvorbereitung angreifen. Beendet wurde die Kundgebung mit dem Lied, ebenfalls von Bertolt Brecht mit einer Melodie von Hanns Eisler: Der Prolet wird in den Krieg verladen, auf dass er tapfer und selbstlos ficht – warum und für wen wird ihm nicht verraten, für ihn selber, für ihn selber ist es nicht!