Heißer Herbst
von Ulrich Wagner, Mitglied im Vorstand von AUF Witten
Gerade sind die Bundestagswahlen vorbei, da wird schon wieder fleißig demonstriert. Pünktlich um 12 Uhr am 19. Oktober in Berlin begrüßten Frank Oettler und Fred Schirrmacher die über 1.000 Teilnehmer der bundesweiten Montagsdemobewegung. Es war zugleich der 10. Geburtstag der Bewegung, was von beeindruckender Entschlossenheit zeugt, den Kampf gegen die Hartz-Gesetze keineswegs aufzugeben. Eine soziale Bewegung über einen solch langen Zeitraum hat es in Deutschland noch nicht gegeben. Auch wenn die Montagsdemo keine Massenbewegung mehr ist, so hat sie sich doch inhaltlich weiterentwickelt zu einer Bewegung mit einem großen Potential zum Massenprotest in naher Zukunft!
Dabei ist die Montagsdemo zu einer Plattform geworden, die über den Protest gegen die Hartz-Gesetze weit hinaus geht. Umweltfragen wie zur Atomkatastrophe in Fukushima, der Kampf um Arbeitsplätze wie bei Opel, Schließung von Spielplätzen wie aktuell hier in Witten, usw. machen die Montagsdemobewegung zu einem Zentrum des sozialen Protests.
In 10 Jahren Montagsdemo hat sich der Montag praktisch zum Tag des Widerstands entwickelt. Damit gibt es deutschlandweit ein wöchentliches Forum für jegliche Proteste. Das Potential ist sehr groß.
So erlebte der Protest gegen Stuttgart 21 seine Geburtsstunde auf der Stuttgarter Montagsdemo. Die praktische Solidarität der Montagsdemos mit dem Volksaufstand in Istanbul ermöglichte z.B. hier in Witten weitere Solidaritätsaktionen.
Deutschlandweit werden seit Monaten bereits Spenden für eine Streikkasse für die Opelaner bei einem möglichen anstehenden Streik gesammelt. Auch hier engagiert sich regelmäßig die Montagsdemo, Spenden dafür zu sammeln, aber auch für Klarheit zu sorgen, was wirklich bei Opel stattfindet.
Bezeichnend im vergangenen Bundestagswahlkampf waren vor allem Forderungen nach dem Mindesten. Eine Mindestrente, einen Mindestlohn, eine Mindestsicherung. Ist ja auch schön und gut, dass man ein bestimmtes Mindestmaß überall haben könnte, aber sollen wir uns damit zufrieden geben?
Vor kurzem habe ich in einer Motorsportfachzeitschrift über einen Formel 1 Profi gelesen, dass dieser sein Jahresgehalt von über 20 Millionen € damit rechtfertigt, dass er durch die vielen PR-Termine unter psychischem Stress stünde und er ja unter lebensgefährlichen Bedingungen "arbeiten" würde. Als Zeichen der Solidarität führen diese dann Werksbesichtigungen durch.
Ich habe selten eine solche rotzfreche Aussage gelesen. Ich halte es zwar für utopisch, jedem Arbeiter 22 Millionen € im Jahr zu bezahlen, aber wenn Psychostress und lebensgefährliche Arbeitsbedingungen eine ausreichende Begründung für einen so hohen Lohn sind, dann ist es aber höchste Zeit für uns, darum zu kämpfen!
Insbesondere den Psychostress erlebt heute jeder Kollege auf der Arbeit, jeder Jugendliche in der Schule, jeder Arbeitslose auf den Ämtern. Und wir sollen uns mit dem Mindesten zufrieden geben?
Wir treten dafür ein, dass wir das bekommen, was uns zusteht, denn ein durchschnittlicher Arbeiter produziert im Jahr einen Umsatz von weit über 300.000 €.
Dazu müssen wir uns aber auch die Frage stellen, ob wir, für ein wirklich menschenwürdiges Leben, über diese Gesellschaft nicht hinaus denken müssen? Für eine Gesellschaft, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt und nicht den Profit.
Deshalb laden wir Sie ein:
Diskutieren Sie mit uns auf der Montagsdemo über all diese Fragen! Bringen Sie Ihre Anliegen vor, teilen Sie uns Ihre Gedanken mit! Jeder ist herzlich willkommen, mit einer Ausnahme:
Faschisten, Nationalisten und Fanatiker sind ausgeschlossen. Wer demokratische Rechte abschaffen will, kann kein Mitspracherecht haben!
Montagsdemo Jeden Montag um 17 Uhr am Berliner Platz/Ecke Nordstraße |