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Dezentrales Wasser Management

Kategorie: Alternative Verfahren Veröffentlicht: Samstag, 03. November 2012 Geschrieben von Dr. rer. nat. Margot Franken
Dr. rer. nat. Margot Franken ist Gewässerökologin. Sie hat Erfahrung und Fachwissen von unschätzbaren Wert zum Umgang mit Wasser.
Dr. rer. nat. Margot Franken ist Gewässerökologin. Sie hat Erfahrung und Fachwissen von unschätzbaren Wert zum Umgang mit Wasser.

heutiges System hat grosse Nachteile

In der Regel nutzen wir Grundwasser und Oberflächengewässer für unsere Wasserversorgung. Und in der Regel ist das kein Problem, denn Deutschland hat genügend Wasser. Nur – die Aufbereitung muss immer aufwändiger werden.

Denn, vor allem Oberflächenwasser, aber auch viele Grundwässer, haben nicht die genügende Qualität. Trotz intensiver Aufbereitung häufen sich Nachrichten über unerwünschte Inhaltsstoffe in unserem Trinkwasser, Spuren von Pestiziden, Medikamenten, Hormonen und hormonähnlichen Stoffen, sogenannte Mikrokontaminanten, in manchen Gegenden auch Uran.

Durch Phosphatdünger gelangen Uran und Cadmium auf unsere landwirtschaftlichen Flächen und weiter in die Grundwasserreservoire. Auch Pestizide, zu denen auch viele hormonähnliche Stoffe gehören, nehmen diesen Weg.

Dieses teuer aufbereitete Trinkwasser gelangt durch ein teures Verteilersystem in unsere Wohnungen, wo wir dieses beste Wasser für alles verwenden, auch zum Putzen und für die Toilettenspülung. Dafür könnten wir sehr viel schlechtere Qualität, das heißt nicht aufbereitetes Wasser nehmen. Aber das würde bedeuten, ein neues zweites Verteilernetz zu bauen und zu betreiben.

Nach der Verwendung im Haushalt geht das Abwasser in ein Kanalnetz, das entweder Abwasser und abgeleitetes Regenwasser aufnimmt (Mischkanalisation) oder nur Abwasser; das Regenwasser wird dann direkt durch ein anderes Kanalnetz entsorgt (Trennkanalisation).

Die Mischkanalisation hat den Nachteil, dass nach starken Regenfällen die Kläranlage überlastet ist und fast das gesamte Abwasser ungereinigt in den nächsten Vorfluter umgeleitet wird.

Die Trennkanalisation hat den Nachteil, dass stark verschmutztes Regenwasser nie zur Reinigung kommt, wenn nicht eine zusätzliche Regenwasserreinigung vorgesehen wurde.

Die Kläranlagen reinigen das Wasser, unter hohem Energieverbrauch, setzen Klärschlamm ab, der deponiert oder verbrannt werden muss, und das gereinigte Abwasser wird in den Vorfluter geleitet. Aber auch da sind natürlich nicht alle Stoffe abgebaut, wieder sind es die sogenannten Mikrokontaminanten, die in die Gewässer gelangen und dort zum Beispiel Geschlechtsveränderungen bei den Fischen verursachen, meist die Verweiblichung der männlichen Fische.

dezentrale Anlagen sind besser

Löffler, Helmut (Dresden 2000): Mittlere Investitionskosten für verschiedene Abwasserentsorgungssysteme im ländlichen Raum
Löffler, Helmut (Dresden 2000): Mittlere Investitionskosten für verschiedene Abwasserentsorgungssysteme im ländlichen Raum.
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Wir können die verschiedenen Wasserströme, gutes Trinkwasser und schlechteres Brauchwasser für andere Zwecke, trennen ohne weitläufige doppelte Rohrleitungen. Die sind nur im Haus selbst nötig.

Als Brauchwasser können wir Regenwasser vom Dach nutzen, das nach entsprechender Aufbereitung, zum Beispiel durch Umkehrosmose auch als Trinkwasser verwendet werden kann.

Auch die Abwasserströme können wir trennen und so Nährstoffe zurückgewinnen und außerdem noch Energie erzeugen.

Das kann man durchaus fast im Eigenbau machen, wenn wir Kompost-Toiletten und für das verbleibende kaum verschmutzte Grauwasser Pflanzenkläranlagen einsetzen. In größeren Wohneinheiten kann man aber auch Vakuumtoiletten einführen und am Ende Dünger für den Garten und Biogas aus den Toilettenabwässern und den Küchenabfällen gewinnen, wobei das Gas wiederum in der Wohnsiedlung als Energiequelle zur Verfügung steht.

Trennung und Wiederverwertung

Mit den Exkrementen (fest und flüssig) einer Person als Dünger kann man 200 kg Getreide erzeugen.

Urin ist der beste NPK (Stickstoff-, Phosphor-, Kalium-) Dünger, der außerdem wie ein Mineraldünger leicht verfügbar ist, während die kompostierten oder von Regenwürmern aufbereiteten Feststoffe die Strukturbildung und Humusbildung des Bodens unterstützen.

Im gegenwärtigen System werden diese Stoffe mit hohem Energieaufwand aus den Abwässern entfernt ohne die Möglichkeit der Wiederverwendung.

Die dezentral gereinigten Abwässer geraten in der Regel nicht direkt in ein Oberflächengewässer, sondern werden wieder verwendet, für die Bewässerung genutzt und/oder versickert. Bei der Bodenpassage sind viele Mikroorganismen am Abbau der Schadstoffe beteiligt und diese Bodenorganismen reinigen effektiver als die Mikroorganismen im Gewässer. So können auch Mikrokontaminanten besser abgebaut werden.

Durch die Kleinräumigkeit der dezentralen Systeme sind also eine Trennung der Stoff-Flüsse und die Wiedernutzung der Nährstoffe für Gartenbau, Land- und Forstwirtschaft möglich.

Auf dem Land damit beginnen

Trennung der Stoff-Flüsse und Möglichkeiten der Reinigung und Wiederverwendung (GTZ 2002)
Trennung der Stoff-Flüsse und Möglichkeiten der Reinigung und Wiederverwendung (GTZ 2002)
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Dieses System bietet sich zuerst und vor allem für den ländlichen Raum und locker gebaute Vorstadtsiedlungen an, wo auch die Kanalnetze besonders weitläufig und teuer sind im Vergleich mit der angeschlossenen Einwohnerzahl.

Aber auch in der Stadt sind sie anwendbar, wenn die entsprechenden Dienstleistungen aufgebaut werden hinsichtlich Transport und Weiterverarbeitung der Rohstoffe Urin und Festexkremente, wie es in manchen Ländern wie Mexiko oder Bolivien vorgemacht wird.

Auch gibt es schon autarke Häuser, zum Beispiel in Nürnberg wird in einem Wohn- und Bürohaus alles Regenwasser auf dem Grundstück (ohne Garten) gesammelt, gereinigt, gespeichert und genutzt, und der Rest versickert. Oder in Katmandu, ein Einfamilienhaus auf 135 m2 Grundfläche, das vollkommen ohne Anschluss an die zentrale Trinkwasserleitung und den zentralen Abwasserkanal auskommt und auf seinen Balkonen Gemüse und Obst mit dem eigenen Dünger erzeugt. Das selbstversorgende und „abwasserfreie“ Haus ist also möglich.

Verschiedene Studien belegen darüber hinaus, dass dezentrale Systeme ökonomischer sind, in Erstellung und Betrieb.

Die notwendige Technik ist vorhanden (Low-Tech und High-Tech, je nach Situation und Geldbeutel) und könnte bei vermehrter Nutzung wesentlich kostengünstiger werden.

Doch unsere Gesetze bestehen auf dem Anschlusszwang. Es ist aber höchste Zeit, sich über die Zukunft Gedanken zu machen und mutig Pilotprojekten Raum zu geben!

 

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