Offensiv für wohnortnahe Kinderspielplätze
Ein fauler Kompromiss
Durch den Abschluss des Pachtvertrages wird dem Spielplatzverein nun aufgebürdet, ein monatliches Nutzungsentgelt von 100 Euro zu zahlen. Ebenso sind Versicherungskosten, die Pflege des Spielplatzes, die Anschaffung von Spielgeräten und deren Instandhaltung von den Anwohnern selbst zu zahlen. Und schließlich wird aus einem öffentlichen Spielplatz ein privates Gelände, das nur von den Kindern in der Siedlung genutzt werden darf. Wird dies auch anderen Kindern erlaubt, müssen die Eltern das Haftungsrisiko alleine tragen.
Hier entzieht sich die Stadt eindeutig ihrer Verantwortung. Immerhin gehört zur kommunalen Daseinsfürsorge auch die Erhaltung öffentlicher und wohnortnaher Kinderspielplätze.
Einzelinteressen?
Stattdessen steht der Vorwurf im Raum, das Gemeinwohl würde den Interessen Einzelner untergeordnet. So äußerte der erste Beigeordnete und Sozialdezernent Frank Schweppe, man werde nicht private Interessen fördern, wenn die Allgemeinheit darunter leide. Hier stellt sich jedoch eher die Frage, ob Kinder und Eltern nicht mehr davon profitieren würden, wenn eine Vielzahl kleiner Spielplätze erhalten und instandgesetzt würden, anstatt sich auf nur wenige Spielflächen im Stadtgebiet zu konzentrieren?
Auch sind sich die Verantwortlichen nicht zu schade, durch das Kinder- und Jugendparlament ihre Vorgehensweise rechtfertigen zu lassen. Es wird den Anwohnern der dreiste Vorwurf gemacht, sie würden durch den gescheiterten Verkauf der Spielfläche den Ausbau einer weiteren Mittelpunktspielfläche verhindern.
„Sanierung“ auf dem Rücken der Kinder
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Diese Meinung eines Anwohners aus der Siedlung Gemeindeneck bringt auf den Punkt, worum es hier wirklich geht. Dass aus den Verkaufserlösen der Spielflächen, nach den Vorgaben der Bezirksregierung, nur 50% zur Sanierung des städtischen Haushalts verwendet werden dürfen, ist dabei nur Kosmetik.
Die Stadt braucht wohnungsnahe Spielplätze, da wo die Kinder sind. Spielflächenkonzepte, die das nicht zum Ziel haben, sind keine Alternative.
Eine Unverfrorenheit ist die Äußerung eines Mitglieds des Kinder- und Jugendparlaments, „die erfolgende Haushaltssanierung sei selbst im Interesse der jüngsten Bürger unserer Stadt, da doch sie es sein werden, die den anwachsenden Schuldenberg zu bezwingen und abzutragen haben.“
Nicht nur, dass darin das weitere Wachsen des Schuldenbergs zugegeben wird, der auf die Kinder abgewälzt wird, mit dieser Logik könnten ja auch die Schulbusse aufgegeben werden, oder nur noch eine Grundschule für ganz Witten.
Kinder sind unsere Zukunft
Dazu passt auch die Äußerung von Bürgermeisterin Leidemann auf dem Sommerfest der Spielplatzinitiative, „die Stadt könne ohne ehrenamtliches Engagement nicht überleben,“, eine „Würdigung“ die vermutlich nur den einzigen Zweck hat, sich in der Presse positiv darzustellen.
Kinder brauchen Entfaltungsmöglichkeiten, um sich positiv entwickeln zu können. Das wird allerdings nicht durch noch so attraktive Schwerpunktspielplätze bewirkt, sondern durch Spielflächen, die leicht erreichbar sind und wo Kinder noch beaufsichtigt werden können.
Der Protest im Gemeindeneck war daher durchaus berechtigt und auch die einzige Alternative, um dieses Ziel durchsetzen zu können – ein Beispiel, dass Schule machen sollte.
AUF Witten machte die Forderung nach einem kinderfreundlichen Witten zu einem Schwerpunkt der politischen Arbeit und zu einem Thema im Kommunalwahlkampf.
Nach dem Motto „Um uns selbst müssen wir uns selber kümmern“ wird AUF Witten solche Initiativen wie im Gemeindeneck auch zukünftig fördern und unterstützen und eine aktive Kinder- und Jugendpolitik verwirklichen.