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Witten wird grün

Kategorie: Stadtwerke Witten Archiv Veröffentlicht: Montag, 20. Februar 2012 Geschrieben von René Schlüter
René Schlüter ist bereits lange Zeit Umweltaktivist. Die Aktion der Stadtwerke "Witten wird grün" ist für ihn jedoch eine Farce.
René Schlüter ist bereits lange Zeit Umweltaktivist. Die Aktion der Stadtwerke "Witten wird grün" ist für ihn jedoch eine Farce.

Gleichzeitig möchten wir die großen Unterschiede im Ansatz zu einer Energiewende für Witten zwischen den Vorstellungen der Stadtwerke und denen von AUF Witten unterstreichen.

Desweiteren soll auch die Beteiligung der Stadtwerke an den Kooperationsunternehmen ewmr und Trianel und deren Auswirkungen auf unsere Energieversorgung beleuchtet werden.

Die Reise von Norwegen...

Beginnen möchten wir unsere kritische nalyse mit der Frage, wie die Stadtwerke den Strom beziehen, mit dem sie uns Bürger versorgen. Dieser wird größtenteils über die später noch zu beschreibende ewmr bezogen, hinzu kommen geringe Anteile aus ortsansässigen Blockheiz-, Wasserkraft- und Photovoltaikanlagen. (Aussage Antwortschreiben Stadtwerke)

Die nächste wichtige Frage ist, ob der in Norwegen eingespeiste Ökostrom aus den dortigen Wasserkraftwerken auch wirklich physikalisch ins Wittener Netz gelangt.

An der Antwort auf diese Frage sollte sich die vollmundige, zu Beginn zitierte, Aussage der Stadtwerke besonders gut hinterfragen lassen. So geben die Stadtwerke in ihrem uns vorliegendem Antwortschreiben unumwunden zu, dass der Strom aus Norwegen physikalisch nicht ins Wittener Netz gelangt, sondern lediglich zur bilanziellen Verbesserung des Wittener Energiemixes dient.

...nach Deutschland

"Der Strom wird in der norwegischen Stromzone angemeldet und gelangt dann über die Übertragungsnetze der großen Energiekonzerne (z.B. RWE, VATTENFALL) mittels eines zweimaligen bilanziellen Strommengen¬austausches von Norwegen ins dänische Netz und danach ins deutsche Netz."
"Der Strom wird in der norwegischen Stromzone angemeldet und gelangt dann über die Übertragungsnetze der großen Energiekonzerne (z.B. RWE, VATTENFALL) mittels eines zweimaligen bilanziellen Strommengen¬austausches von Norwegen ins dänische Netz und danach ins deutsche Netz."

Der komplexe, rein bilanzielle Weg des norwegischen Ökostroms soll hier nur kurz dargestellt werden. Der Strom wird in der norwegischen Stromzone angemeldet und gelangt dann über die Übertragungsnetze der großen Energiekonzerne (z.B. RWE, VATTENFALL) mittels eines zweimaligen bilanziellen Strom-Mengenaustau­sches von Norwegen ins dänische Netz und danach ins deutsche Netz.

Allein aus diesen Fakten ergibt sich, dass die Aussage, die Wittener Privat- und Geschäftskunden seit Januar diesen Jahres mit norwegischen Ökostrom zu versorgen, nicht nur über alle Maße vollmundig, sondern sogar höchst gefährlich irreführend, weil aus Sicht einer wirklichen Energiewende faktisch falsch ist.

Die Tatsache, dass mit dieser falschen Aussage auch noch massiv Werbung gemacht wird, lässt tief blicken auf das Verständnis einer Energiewende seitens unserer Stadtwerke.

Den Leser mag aber immer noch interessieren, wer die vorhin genannte ewmr ist, über die Witten auch mit unserem norwegischen Bilanzaustausch-Ökostrom beliefert wird.

Strukturen von EWMR und TRIANEL

Mit diesem Anhänger wirbt die Stadtwerke Witten für ihren "Ökostrom"
Mit diesem Anhänger wirbt die Stadtwerke Witten für ihren "Ökostrom"

Die ewmr ist eine Kooperation der Stadtwerke Bochum, Herne und Witten, um gemeinsam Energie günstiger einkaufen, produzieren und handeln zu können.

Hierbei bewahren die einzelnen Stadt-werke nach der Kooperations-philosophie ihre Eigenständigkeit, ein Punkt, der uns später noch beschäftigen wird. Die ewmr hält derzeit mit großem Abstand mit 26,58% den Hauptanteil an der in der Einleitung ebenfalls genannten Trianel.

Hinter der Trianel verbirgt sich nun eine weitere Stadtwerkekooperation, in der außer der ewmr Stadtwerke aus dem gesamten Bundesgebiet (wie Aachen, Tuttlingen, Jena und Lübeck) und aus beispielsweise Österreich, der Schweiz und den Niederlanden zusammenarbeiten.

Eines der großen Ziele der Trianel ist der Bau und Betrieb von Kraftwerken unabhängig von den großen Energieversorgungsunternehmen, die in unserem Land bisher fast alle (Groß-)Kraftwerke besitzen und betreiben. Zu diesem Zweck läßt die Trianel den dem langjährigen Leser von Witten im AUFbruch bekannten, höchst umstrittenen Kohlekraftwerksneubau im 36 Kilometer entfernten Lünen realisieren.

mangelnde Eigenständigkeit

Nachdem wir nun diese beiden Kooperationen der Wittener Stadtwerke beleuchtet haben, wollen wir ihre Bedeutung für eine ökologische Energiewende in Witten und für die vollmundige Versprechung "Witten wird Grün" hinterfragen.

Die ewmr wäre nach ihrer Unterneh-mensphilosophie nicht unbedingt direkt ein Hemmschuh für eine Wittener Energiewende, wenn die Wittener Stadtwerke die zugesicherte Eigenständigkeit nur wahrnehmen würden und z. B. eigene Mitarbeiter mit dem Energie-/Strombe-schaffungsmanagement betrauen würde.

So könnten sie unter anderem auch Möglichkeiten zur dezentralen Pro-duktion von Ökostrom in unserer Stadt entwickeln und maximal ausschöpfen. Dieses scheint jedoch offensichtlich nicht zu geschehen.

"Witten wird grün" eine Farce

Vielmehr macht der Neubau eines Kohlekraftwerkes in unserer absoluten Nähe durch die Trianel einmal mehr deutlich, wie wenig Substanz in dem beworbenen "Witten wird Grün" und wie wenig Konzept hinter den von unseren Stadtwerken betriebenen Ideen für eine Energiewende stecken. Hier wird norwegischer Ökostrom, der unser Netz nicht erreicht, als Grundlage für "Witten wird Grün" propagiert, während gleichzeitig in 36 Kilometer Entfernung in ein neues Kohlekraft-werk investiert wird!

Die Antwort der Stadtwerke auf die Frage nach ihrer Trianel-Beteiligung lässt noch tiefer blicken, wenn davon gesprochen wird, dass der Umgang mit unter anderem diesem Projekt als noch nicht endgültig entschieden bezeichnet wird. Zu einem Austritt aus dem Lüner Kohlekraftwerksneubau wäre wohl oder übel ein Austritt aus der Trianel und damit aus der ewmr nötig, was jedoch absolut nicht beabsichtigt erscheint.

Interessanterweise propagieren die Stadtwerke Bochum und Herne übri-gens keine Grünwerdung ihrer Stromversorgung, auch wenn ihnen dieselben Versorgungsmöglichkeiten zur Verfügung ständen.

Ökostrom braucht Eigenständigkeit

Zum Abschluss möchten wir im Gegensatz zu dem geschilderten Ansatz unserer Stadtwerke noch kurz die Vor-stellungen von AUF Witten für eine Wittener Energiewende darlegen.

Eine Versorgung unserer Stadt mit Ökostrom kann nur durch eigene Ener-gieversorgungsplanung durch unsere Stadt bzw. die Stadtwerke erfolgen, da Ökostrom, der unser Netz auch wirklich erreicht, nur in unserer Nähe produziert werden kann.

Hierzu sind Investitionen in regenerative Energieerzeugungsanlagen in unserer Stadt notwendig. So ist z.B. die bisher durch die Stadtwerke installierte Photovoltaikanlagenleistung von 200 kW für eine Stadt unserer Größe verschwindend gering.

Auch Windkraftanlagen die bisher seltsamerweise nur außerhalb unserer Stadtgrenzen stehen, hätten noch ein riesiges Ausbaupotential. Zur Propagierung von "Witten wird Grün" würden außerdem Anstrengungen zur Energieeinsparung in unserer Stadt gehören, von denen bisher allerdings nicht mal der Silberstreif am Horizont zu sehen ist.

Eine Ausrichtung der Wittener Energieversorgung in diesem kurz beschriebenen Sinne (weiteres unter www.auf-witten.de) würde auch uns von AUF Witten und hoffentlich viele Wittener Bürger dazu bringen, sich Grün zu freuen.

Bis dahin ist noch mancher Protest notwendig. Wir rufen auf zur Beteiligung an der Demonstration gegen die Urananreicherungsanlage (UAA) Gronau

am 1. Jahrestag Fukushima 11. März

Großdemonstration um 13 Uhr am Bahnhof Gronau:

FUKUSHIMA HEISST: UAA GRONAU JETZT STILLLEGEN!

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