Initiative Grüner Kornmarkt ohne Bebauung: Da geht noch was!
Wir schlagen dies vor, weil sich in diesen 25 Jahren die Umweltzerstörung, nicht nur beim Klima, sondern in der gesamten Biospähre, dramatisch entwickelt hat, die politischen Maßnahmen dagegen auf Absichtserklärungen beschränkt wurden. Und selbst diese werden jetzt mit dem Argument ökonomischer Zwänge zurückgenommen.
In Witten gab es am 2. Juli 2019 einen in seltener Einheit gefassten Beschluss „ab sofort die Auswirkung auf das Klima bei jeglichen Entscheidungen (zu berücksichtigen).und Lösungen, die sich positiv auf den Klimaschutz auswirken, (zu bevorzugen)“
Wenn dem keine Taten folgen, bleibt es ein Lippenbekenntnis.
Die mehrmalige Absage von Bauträgern offenbart nicht etwa einen Sinneswandel der städtischen Kommunalpolitik, sondern nur die Tatsache, dass die Kapitalgeber fürchteten, aus dem Kornmarktprojekt nicht die erhofften Gewinne ziehen zu können.
Ist denn angesichts gestiegener Baukosten zu erwarten, dass sich das über Nacht geändert hat? Wer dennoch an solch einem Bauprojekt festhält, muss sich dem Vorwurf stellen, dass er zu Zugeständnissen bereit ist, die den erwarteten Profit absichern.
Letztlich läuft es darauf hinaus, dass die städtische Umweltpolitik die Lebensinteressen der Bevölkerung den Kapitalinteressen von Investoren unterordnet.
Es ist ein Märchen, die Wittener Bevölkerung hätte über eine Bebauung des Kornmarkts positiv abgestimmt. Richtig ist dagegen, dass AUF Witten sich 2010 zum ersten Mal öffentlich für eine Begrünung und gegen eine Bebauung ausgesprochen hat und dafür ein breites Echo in der Bevölkerung feststellen konnte.
Wie als Antwort darauf erklärte der damalige Baudezernent Dr. Markus Bradtke in einer Vorlage vom 5.11.2010 unter dem Stichwort „Strukturelle Nichterfüllung aller Bürgerwünsche“:
„die Realisierung (und auch Unterhaltung) eines Parks (erscheint) weder städtebaulich sinnvoll und begründet, noch angesichts der wirtschaftlichen Lage der Stadt Witten in absehbarer Zeit bezahlbar“. Von Anfang an, noch vor dem Umzug des ZOB im Januar 2011, waren also die Weichen auf Bebauung gestellt.
Das Planungsverfahren, das die Stadt Witten ein Jahr später dann mit umfangreicher Bürgerbeteiligung in 2012 gestartet hat, ließ die Bürger konsequenterweise nur über verschiedene Varianten der Bebauung abstimmen, ihre wirkliche Meinung wurde gar nicht erfragt.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, sie mögen in den vergangenen 25 Jahren eine Bebauung des Kornmarkts für unerlässlich angesehen haben. Aber sie ist kein unverrückbares Dogma! Alles spricht für unseren Bürgerantrag und gegen eine Bebauung in welcher Variante auch immer. Nach den vielen Jahren der Untätigkeit, geht es schlicht und einfach darum, endlich das fürs Klima in der Innenstadt und gegen die Feinstaubbelastung zu tun, was nötig, aber auch möglich ist.
Aus der strukturellen Nichterfüllung der Bürgerwünsche, welche die Kornmarktpolitik der letzten 25 Jahre bestimmt hat, würde durch die Einbeziehung ehrenamtlicher und kostenloser Mitarbeit von Wittenerinnen und Wittenern eine Struktur der Erfüllung. Das wäre nicht nur gut für den städtischen Haushalt, sondern auch fürs solidarische und lebenswerte Miteinander in einer Stadt, wo man gerne und gut leben kann und will.
Es ist ein neuer Denkansatz in der Kornmarktdebatte. Er würde nicht nur gut zu unserer heutigen angespannten Zeit passen, sondern auch zu dem umweltpolitischen Beschluss, den der Rat vor 5 Jahren selbst gefasst hat.
Lassen Sie mich mit einem Zitat von Johann Wolfgang von Goethe aus dem Faust enden: „Der Worte sind genug gewechselt, nun lasst mich auch endlich Taten sehen.“