• Für einen grünen Kornmarkt
  • Homepage vom Frauenverband Courage Witten
  • Stärk die neue Friedensbewegung! Gegen Faschismus und Krieg!
  • Internationalistisches Bündnis gegen Rechtsentwicklung, Faschismus und Krieg!
  • Gib Antikommunismus keine Chance!
  • Umweltgewerkschaft - Die Erde vor dem Kollaps retten
  • Homepage der Bundesweiten Montagsdemobewegung - das Original seit 2004

Umweltvergiftung staatlich geduldet und ermöglicht

Kategorie: HP Pelzer Chemie Veröffentlicht: Sonntag, 01. Mai 2011 Geschrieben von AUF Witten
Peter Spyrka kämpft unermüdlich um sein Recht, während sämtliche Behörden die Vorgänge bei HP Pelzer Chemie decken, obwohl er mehr als ausreichende Beweise für die Vorgänge hat!
Peter Spyrka kämpft unermüdlich um sein Recht, während sämtliche Behörden die Vorgänge bei HP Pelzer Chemie decken, obwohl er mehr als ausreichende Beweise für die Vorgänge hat!

Das medizinische Labor Bremen hat folgende Substanzen gefunden

Folgende Substanzen wurden gefunden:
alle Angaben in mg pro Kg Substanz
Cyanid
Polycyclische Aromaten
(Summe)
Benzo(a) anthracen
Chrysen
Benzofluoranthene
Benzo(a)pyren
Indeno (1,2,3-c,d) pyren
Dibenzo (a,h) anthracen
Benzo (ghi) perylen
Pyren
Fluoranthen
Anthracen
Phenanthren
Fluoren
1,2-Dihydro-Acenaphtylen
Acenaphthylen
Naphtalin
5.800,0
10.086,5
 
690,0
658,0
1.135,0
486,0
343,0
118,0
361,0
1.117,0
1.117,0
1.448,0
1.363,0
317,0
546,0
13,5
115,0

Die aufgeführten Stoffe fanden sich in von der Hallendecke abgekratztem Probematerial, das Herr Spyrka auf eigene Rechnung untersuchen ließ. Die Stoffe haben sich über Jahrzehnte an der Decke konzentriert, in der Halle gab es keinerlei Schutzvorrichtung.

Wer sich die Mühe machen will, braucht nur die genannten Stoffe im Internet nachzusehen, wie viel davon toxisch ist.

Ein Beispiel: Cyanid, das in der Konzentration von 5.800 mg/Kg gefunden wurde, ist im Körper des Menschen bereits mit einer Dosis von 2,8 mg tödlich.

Wird es in Kleinstmengen über Jahre eingeatmet, so entstehen dadurch Krebs, Organschäden und Nervenschäden – genauso wie bei den meisten der aufgefundenen Stoffe, vor allem den hochkonzentriert gefundenen polycyclischen Aromaten, zu denen beispielsweise Benzol gehört.

Wir interviewen deshalb erneut Peter Spyrka, der das nicht auf sich beruhen ließ, sondern über Jahre gegen diesen Umweltskandal in Witten und um seine Rechte als Geschädigter kämpft.

? Du sprichst von einer bewussten Vergiftung, wie kommst Du darauf?

Peter Spyrka (PS): Wir waren als Arbeiter Giften ausgesetzt, wie sie in den Nazi-Vernichtungslagern verwendet wur­den. Wir waren ungeschützt und uns wurde gesagt, alles wäre harmlos. Die Giftspuren habe ich untersuchen lassen, indem ich Reste von der Hallendecke gekratzt habe. Es liegen eindeutige chemische Beweise über hochgiftige Substanzen vor.

Ich habe Fotos der Produktionsbedingungen vorgelegt.

Doch von der Berufsgenossenschaft wurde den Lügen der Geschäftsleitung und Produktionsleiter geglaubt und ich wie ein Lügner hingestellt. Wir Arbeiter, unsere Gesundheit und unsere Familien zählen nichts, der Unternehmerprofit geht über alles. Das wird durch ein ganzes System abgesichert. Auch die Richter haben Parteibücher.

? Wieviele Kollegen mussten bis jetzt an den Folgen sterben?

PS.: Mittlerweile sind es schon 39, jedes Jahr kommen neue dazu. Das ist ein langsamer, qualvoller Tod nach langer schwerer Krankheit. Wer so etwas vorsätzlich auf dem Gewissen hat, ist für mich ein Mörder. Und jeder, der davon weiß und das deckt, ist ein Komplize.

? Du bist immer noch nicht entschädigt worden, die Gerichte haben den Umweltverbrechen der Firma Pelzer Chemie bisher nur zugesehen.

PS.: Für mich ist das ein ganzes Regierungs-System, in das sogar die Gewerkschaftsführung und verschiedene Betriebsräte mit eingebunden sind.

Da geht es um viel Geld.

Wie Envio zeigt, kein Einzelfall, sondern bundesweit. Einzelne Kollegen, die sich politisch nicht so aus dem Fenster gelehnt haben wie ich, wurden schon abgefunden.

Das Bild vom November 1998 stammt aus der Halle 1 von HP Pelzer Chemie – deutlich erkennbar die Spuren ausgelaufenen Cyanids, mit dem die Arbeiter angeblich gar nicht in Berührung kommen konnten. Mittlerweile sind bereits 39 Arbeiter zum Teil qualvoll zumeist an Krebs verstorben. Von den Kollegen aus dem mittleren Hallenbereich, der am meisten belastet war, ist bereits die Hälfte tot, keiner hat das 65. Lebensjahr erreicht.
Das Bild vom November 1998 stammt aus der Halle 1 von HP Pelzer Chemie – deutlich erkennbar die Spuren ausgelaufenen Cyanids, mit dem die Arbeiter angeblich gar nicht in Berührung kommen konnten.
Mittlerweile sind bereits 39 Arbeiter zum Teil qualvoll zumeist an Krebs verstorben. Von den Kollegen aus dem mittleren Hallenbereich, der am meisten belastet war, ist bereits die Hälfte tot, keiner hat das 65. Lebensjahr erreicht.

Mir will man nicht Recht geben, weil ich nicht nur meinen Fall, sondern die ganze Methode und Kungeleien angegriffen habe. Das Envio Gutachten beweist aber, dass ich richtig liege.

? Was willst Du jetzt noch unternehmen?

PS.: Erstens muss ich zumindest einen Ausgleich für meine schweren Gesundheitsschäden bekommen, arbeiten kann ich nicht mehr.

Zweitens müssen die Umweltverbrechen aufhören und die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden. Das Giftzeug bleibt ja nicht in der Halle, sondern gefährdet die Umwelt.

Drittens muss die Umweltbewegung eine Beweislastumkehr erreichen. Heute muss man den wissenschaftlichen Nachweis erbringen, dass man geschädigt wurde – das ist bei chemischen oder erbgutschädigenden Einflüssen in der Regel unmöglich, weil diese sich oft erst in Jahrzehnten auswirken. Stattdessen müsste der Unternehmer nachweisen, dass aufgetretene Erkrankungen nicht produktionsbedingt sind.

? Das sind große Aufgaben?

PS.: Ja klar, das geht nicht alleine mit einer Person. Deshalb finde ich es gut, dass sich AUF Witten für die Sache engagiert. Darum habe ich mich auch als Kommunalwahl-Kandidat für AUF Witten aufstellen lassen und bin aktiv dabei.

Dieses Bild, ebenfalls aus der Halle 1 aus dem Jahr 1998, zeigt die angeblich geschlossenen Arbeitsabläufe bei Pelzer, wonach gar keine giftigen Substanzen austreten oder eingeatmet werden konnten. Diese Angaben vor Gericht und gegenüber der BG sind wie man sieht, nachweislich falsch! Oben schaut das Rührwerk aus dem Sack, dieser hatte des Öfteren undichte Stellen, so dass der gesamte Boden kontaminiert war. Da wurde reingetreten, das wurde auch mit nach Hause genommen. Die dort Arbeitenden bezahlten mit ihrem Leben und ihrer Gesundheit. Und das alles aus reiner Profitgier. Diese Bilder wurden allen Aufsichtsbehören vorgelegt, alle haben die Augen zugedrückt.
Dieses Bild, ebenfalls aus der Halle 1 aus dem Jahr 1998, zeigt die angeblich geschlossenen Arbeitsabläufe bei Pelzer, wonach gar keine giftigen Substanzen austreten oder eingeatmet werden konnten. Diese Angaben vor Gericht und gegenüber der BG sind wie man sieht, nachweislich falsch! Oben schaut das Rührwerk aus dem Sack, dieser hatte des Öfteren undichte Stellen, so dass der gesamte Boden kontaminiert war. Da wurde reingetreten, das wurde auch mit nach Hause genommen. Die dort Arbeitenden bezahlten mit ihrem Leben und ihrer Gesundheit. Und das alles aus reiner Profitgier. Diese Bilder wurden allen Aufsichtsbehören vorgelegt, alle haben die Augen zugedrückt.

? Was steht als nächstes an?

PS.: Ich beziehe mich auf das Envio-Gutachten und die aktuellen Versprechen der Landesregierung zur Verbesserung der Umweltkontrollen und werde mich an den Landtag, aber auch an den Europäischen Gerichtshof für die Einhaltung der Menschenrechte wenden.

Das hat aber nur Sinn, wenn dies von einer Bewegung getragen wird, sonst wird man nicht ernst genommen. Es geht also darum, dass sich noch mehr Menschen als bisher für diese Umweltfragen praktisch einsetzen und ihre Erfahrungen mit einbringen. Schon jetzt hat es immer wieder von verschiedenen Betroffenen ein positives Echo gegeben und die Internetadresse von AUF Witten ist eine gute Quelle, wenn man über industrielle Vergiftung Informationen sucht.

AUF Witten wird Dich weiterhin tatkräftig unterstützen und die Angelegenheit beim nächsten Umweltratschlag im Oktober zur Sprache bringen. Vielen Dank für das Interview!

 

 

Suchen