HP Pelzer Chemie am Pranger
Peter Spyrka, 54 Jahre alt und Vater von sechs Kindern, berichtete über seine Zeit als Chemiearbeiter bei der Firma HP Pelzer Chemie von 1985 bis Oktober 2003.
In diesen 18 Jahren ist der bis dahin kerngesunde Mann schwer erkrankt. Seit 13 Jahren ist er langzeitkrank. In der Firma werden unter anderem Schaumstoffe für die Autoindustrie hergestellt und lebensgefährliche Gifte freigesetzt, an denen in Witten schon über 60 Mitarbeiter erkrankt sind. 32 Kollegen, das waren 50 Prozent der in der Halle Beschäftigten, sind in den letzten Jahren verstorben. Dieselben, überwiegend krebserregenden Stoffe wie Benzol, Formaldehyd, Nitrosamine, die in der Produktion bei HP Pelzer Chemie freigesetzt werden, treten auch in der Umluft von Neufahrzeugen auf, wie eine Untersuchung des Instituts für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin in Erlangen ergab.
An vielen weiteren Beispielen von anderen Teilnehmern wurde deutlich, dass Vergiftung am Arbeitsplatz weit verbreitet ist.
In Peter Spyrkas Fall ist besonders krass, dass weder Berufsgenossenschaft, noch Rentenkasse noch JobAgentur/Sozialamt bereit sind, dem Geschädigten zu helfen, obwohl er eine Vielzahl von Nachweisen gesammelt und erbracht hat.
Sogar die Medien wie Der Spiegel zeigten entweder von vornherein kein Interesse, oder wie im Fall des WDR, wurde dem beauftragten Redakteur, der eine Vielzahl von Enthüllungen auch über die Todesfälle zusammengetragen hatte, kurz vor der Veröffentlichung das Geld gestrichen, sodass die geplante Sendung nicht stattfinden konnte.
Auch eine Petition von Peter Spyrka, der nachweislich an einem toxischen Lungenödem infolge von Blausäurevergiftung erkrankt ist, an den Bundestag blieb ohne Folgen. Die beigefügten Bilder der katastrophalen Zustände am Arbeitsplatz und sogar Labornachweise von Cyanid (Blausäure) aus Teilen der Hallendecke, konnten den Bundestag nicht beeindrucken.
Die Arbeitsgruppe kam zu folgenden Ergebnissen:
Wirksamer Arbeitsschutz muss auf Kosten der Profite und kann nur im Kampf gegen diese menschenverachtende Politik durchgesetzt werden.
Dies ist umso wichtiger, weil zu beobachten ist, dass aufgrund der Internationalisierung der Produktion bereits bestehende Standards wieder aufgelöst und Giftarbeitsplätze ins Ausland verlagert werden.
Daraus ergibt sich zweierlei:
Ein enger Schulterschluss zwischen Umweltbewegung und Arbeiterbewegung ist nicht nur national, sondern international notwendig und es müssen international gemeinsame Standards auf hohem Niveau erkämpft werden.
Die so genannten maximalen Arbeitsplatzkonzentrationen für Gifte (MAK-Werte) müssen sowohl vom viel zu hohen Grenzwert als auch von der Methode der Festlegung her angegriffen werden. Wir brauchen eine medizinisch nachweisbare Meßanalytik entgegen der heute oft praktizierten Willkür, die Verursacher aus der Schusslinie nimmt.
Auch die Gutachter-Mafia wurde kritisiert, die Betroffene um ihre Versorgungsansprüche bringt.
Überhaupt erweist sich das Gesundheitswesen als inkompetent bezüglich der heutigen Gesundheitsbelastung am Arbeitsplatz.
Genauso wichtig wie der Kampf um kleine Verbesserungen am Arbeitsplatz selber, ist es, dass fortschrittliche Kommunalwahlbündnisse in Zusammenarbeit mit den Belegschaften stärker die Umweltfragen aufgreifen und sich bundesweit vernetzen.
Außerdem ist ein organisierter Erfahrungsaustausch wichtig. Erste Kontakte wurden in der Arbeitsgruppe bereits geknüpft.