Stadtentwicklung – Ein Blick auf die Zukunft Wittens (5)
Nach diesem einleitenden Rückblick möchten wir heute den Rest des uns vorliegenden Konzeptes kurz zusammenfassen, um danach eine abschließende Bewertung und Kritik abzugeben, mit der wir unsere Arbeit über dieses Konzept fürs erste beenden wollen.
In der Dokumentation zum Stadtentwicklungskonzept Unser Witten 2020 erfolgt nun die Formulierung der von uns schon vorher kurz angeschnittenen Stadtteilrahmenpläne.
Dort werden dann Aktionsfelder in den jeweiligen Stadteilen und Siedlungsflächen und Einzelprojekte aufgestellt.
Aus all diesen sogenannten Handlungsoptionen werden nun „im Sinne der erforderlichen Konzentration auf das Notwendige und schließlich Machbare“ vierzig mögliche Anschlussprojekte vorgeschlagen.
Aus diesen vierzig werden nun nochmals neun als Leitprojekte hervorgehoben. Es sind folgende:
Standortentwicklung Universität Witten/Herdecke, Ruhrtal mit Ruhr-Fenstern und Uferstationen, Netzwerk Familienförderung, Wissenszentrum, Stadtgalerie, Kornmarkt, Integriertes Handlungskonzept Innenstadt, Soziale Stadt Annen und ZOB-Bergerstraße.
Zum Schluss werden die vierzig Anschlussprojekte im Rahmen der jeweiligen Handlungsfelder genauer vorgestellt und die Stadtteilrahmenpläne nochmals kartografisch dargestellt.
Privatisierte Stadtentwicklung
Hierbei fällt besonders auf, wie oft im Rahmen der Anschlussprojekte die Finanzierung durch Investoren übernommen werden soll.
Hier lässt sich durchaus die Frage stellen, inwiefern es sinnvoll ist, das Schicksal dieser ja schon selektierten Anschlussprojekte, die mit Sicherheit ja auch wichtig für die Entwicklung unserer Stadt sind, in die Hände von doch wohl nur gewinnorientierten Investoren zu legen. Doch wir greifen hier wohl schon unserer abschließenden Bewertung und Kritik vor.
Wir haben uns über den Verlauf von nun schon fünf Ausgaben von Witten im AUFbruch mit dem vorliegenden Stadtentwicklungskonzept Unser Witten 2020 beschäftigt.
Wie lässt sich der von uns gewonnene Eindruck in Worte fassen und vor allem wie sehen, bei aller Kritik, unsere eigenen Vorstellungen zur Stadtentwicklung aus?
Beginnend seien hier nochmals die von uns im Verlauf unserer Beschäftigung genannten Kritikpunkte kurz zusammengefasst.
Einbeziehung der Bevölkerung?
Zuallererst ist hier die Tatsache zu nennen, dass dieses Stadtentwicklungskonzept ohne wirkliche Kommunikation und Diskussion mit und damit ohne eine absolut notwendige Verankerung in der Wittener Bevölkerung ausgearbeitet wurde.
Eine jegliche Entwicklung einer Stadt ist aber nur gemeinsam mit einer großen Mehrheit der Bevölkerung wirklich zielführend, da es nur schwerlich erfolgreich und vor allem sinnvoll sein sollte, eine Stadt an ihrer Bevölkerung vorbei zu entwickeln.
Dennoch wurde dieses Stadtentwicklungskonzept unter anderem auf der Grundlage einer Online-Befragung mit einer Beteiligung von unter einem Prozent der angesprochenen Wittener Bevölkerung auf den Weg gebracht. Auch die späteren Workshops waren zum größten Teil eher Vorträge und nicht etwa Räume zur Interaktion mit dem Bürger.
Haushaltssanierung
Neben der somit fehlenden Grundlage fällt bei Durchsicht dieses Konzeptes vor allem auf, wie inflationär Verweise auf die schlechte Haushaltssituation unserer Stadt verteilt werden.
Sicherlich kann man die Entwicklung eines Stadtentwicklungskonzeptes nicht ohne Blick auf die aktuelle Situation und damit auch die grottenschlechte Finanzlage unserer Stadt beginnen - hier gewinnt man jedoch häufig den Eindruck, als ob die Stadtentwicklung der Sanierung der städtischen Finanzen dienen solle.
Dieses erscheint sicherlich für die Haushaltspolitiker und auch gerade für die Gläubigerbanken unserer Stadt als absolut richtig, die Entwicklung einer Stadt sollte jedoch wohl wirklich etwas mehr sein als der Ausgleich ihrer Finanzsituation.
Geprägt durch dieses rein finanzorientierte Denken lässt sich dann vielleicht erklären, wieso an so vielen, z.T. von uns auch beschriebenen Stellen, Probleme zwar erkannt werden, ihre Lösung aber diffus auf einen späteren Zeitraum mit womöglich besserer Finanzsituation verschoben werden.
Weiterhin fällt auf, dass die mindestens genauso schlechte Instandhaltungssituation vieler Wittener Straßen und Liegenschaften nicht analog zur Finanzsituation Eingang in das Stadtentwicklungskonzept findet.
Dem gleichen Finanzdenken entspricht es dann auch, wie oben schon genannt, das Schicksal von für die weitere Entwicklung Wittens wichtigen (Anschluss-) Projekten alleine in die Hände von noch zu suchenden Investoren zu legen, deren Ziel ganz klar nur ihr eigener Gewinn und nicht etwa die Entwicklung unserer Stadt sein kann.
Beispiel Stadtbücherei
Wie von uns schon oft betont kann ein wirklich zielführendes und erfolgreiches Stadtentwicklungskonzept nur gemeinsam mit den Bürgern entwickelt werden.
Dafür braucht es, neben der hier offenbar nur marginal vorhandenen Motivation dazu, vor allem auch die Transparenz des Prozesses für und die Offenheit und Ehrlichkeit der handelnden Politiker gegenüber den Bürgern.
Wenn man da sieht, dass wir aktuell 2013 über die Verlagerung der Stadtbücherei diskutieren, hat es schon einen nicht eben sanften Anflug von Ironie, wenn in diesem 2008 abgefassten Konzept unter dem Leitprojekt Wissenszentrum eben jener Umzug der Bücherei ins Märkische Museum quasi schon beschlossen wurde.
Außerdem wären für ein wirkliches, zielführendes Stadtentwicklungskonzept innovative Ideen notwendig, die Witten aus dem nicht zu gewinnenden Kampf unter den Einkaufsstädten im Ruhrgebiet herauslösen und vielmehr den individuellen Charakter Wittens und seiner Bürger betonen und weiterentwickeln.
Alternativen
Dafür sind in Witten mit seiner Lage im Ruhrtal eigentlich mannigfaltige Möglichkeiten gegeben. Man denke zum Beispiel nur an eine Begrünung der Innenstadt, die einerseits die einzelnen Grünzüge verbinden würde und gleichzeitig unserer Innenstadt einen ganz anderen Charakter (ein alternatives Shoppen im Grünen) geben würde. In diesem Rahmen ließe sich zum Beispiel auch der Kornmarkt als Ruheinsel und Treffpunkt innerhalb der City nutzen.
Denkbar wäre in diesem Rahmen genauso ein wirkliches Verkehrsberuhigungs- und -leitkonzept für die Innenstadt.
Hier sind sicherlich noch unzählige weitere mögliche Ansätze zu nennen, für heute möchten wir jedoch mit dem Gedanken schließen, dass unser aller Ziel eine lebenswerte Heimatstadt Witten sein sollte, deren wirkliche Entwicklung jedoch auch hier wieder des Zitierens des AUF Witten-Mottos Um uns selbst müssen wir uns selber kümmern bedarf.
Im Vertrauen auf eine lebenswerte Zukunft für Witten und uns Bürger soll uns dies als Ende und Ausblick dienen.