Guantanamo bei HP Pelzer Chemie Teil II
Fürsorgepflicht Fehlanzeige
? Wie hat sich die Angelegenheit weiter entwickelt?
Stefan Fuchsmann (SF): Während anfangs verschiedene Arbeitskollegen immer mal wieder nach mir gesehen haben, trotz Kontaktverbot, hörte das mit der Kündigung der Kollegen nach und nach auf.
? Was hat der Betriebsrat unternommen?
SF: Weder der Betriebsratvorsitzende Peter K., noch sein Stellvertreter Manfred G., der gleichzeitig mein direkter Vorgesetzter ist, haben sich auch nur ein einziges Mal blicken lassen. Auch die Werksleitung Herr Andreas G., die Personalleitung Beate S. und der Firmenanwalt Dr. H. haben trotz mehrfacher auch schriftlicher Aufforderungen durch mich sich weder um mich gekümmert noch dafür gesorgt, dass jemand nach mir sieht. Meine Einzelhaft zu beenden, das kam diesem Personenkreis überhaupt nicht in den Sinn.
Akute Lebensgefahr
? Und was passierte am 30. Juni?
SF: Schon die ganzen Tage vorher verstärkte sich bei mir das Gefühl von Eingesperrtsein und es traten massive Angst- und Ohnmachtgefühle und Luftnot auf. Vor allem gegenüber dem systematischen Weichkochen und dem Versuch, mich psychisch zu brechen, meine Klage gegen die Kündigung zurückzunehmen. Am 30. Juni ging ich schon mit einem unguten Gefühl zur „Arbeit“ und nahm sicherheitshalber das Handy meiner Frau mit, da im Container alle Kommunikationsmittel abgebaut waren. Der Anfall traf mich vollkommen unvorbereitet und ich konnte gerade noch die Notrufnummer des Handys drücken, war aber nicht mehr in der Lage, zu sprechen.
? Wie wurden Sie gefunden?
SF: Die Leitstelle ließ die Polizei über Handy-Ortung nach mir suchen, was über eine Stunde gedauert hat. In der ganzen Zeit war ich ohne Bewusstsein und bekam nicht mit, wie der Container regelrecht aufgebrochen werden musste, weil der Zugang durch die Tür nicht möglich war trotz anwesender Spezialkräfte. Der Zugang erfolgte durch das Fenster, wobei es wie durch ein Wunder bei mir am Boden liegend nicht zu Glasplitterverletzungen kam.
Hätte ich einen Herzinfarkt erlitten, was durch Angstzustände durchaus ausgelöst werden kann, hätte ich für die Strafmaßnahmen der Firma Pelzer mit meinen Leben bezahlen müssen.
Die Schlussfolgerungen
SF: Erst einmal die Tatsachen:
- Wer bei der Firma Pelzer Chemie für seine Rechte kämpft, selbst wenn er vor Gericht Recht bekommt, riskiert sein Leben.
- Ich habe einen Arbeitsvertrag und keinen „Foltervertrag“ mit der Firma Pelzer abgeschlossen. Soviel ich weiß, befinden wir uns im Jahre 2009 (eine Demokratie?) und nicht 1945 (eine Diktatur)
Für mich ist klar: diese skrupellose Personalpolitik, die nicht nur mich alleine betrifft, muss sofort beendet werden. Ich habe nur ein Leben und werde das nicht noch einmal aufs Spiel setzen. Von den Gerichten erwarte ich, dass sie der Firma Pelzer ihre Grenzen aufzeigen. Ich will nichts als ordentlich und in Ruhe eine qualitativ gute Arbeit ablegen.
Aber wer mich in dieser Weise angreift, soll wissen: ich werde nicht klein beigeben!